Dürren: Unterschied zwischen den Versionen

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Neben den USA und der afrikanischen Sahelzone wurden auch andere Regionen der Erde wie der Mittelmeerraum, Südafrika, Australien oder Süd- und Ostasien immer wieder von Dürren heimgesucht. In den '''USA''' fällt im 20.&nbsp;Jahrhundert die hohe Variabilität der trockenen Perioden auf. Deutlich ragen die Dürre-Ereignisse in den 1930er, 1950er, am Ende der 1980er Jahre und um die jüngste Jahrhundertwende heraus, die es aber ähnlich auch in früheren Jahrhunderten gegeben hat. Paläoklimatische Untersuchungen, die sich auf Baumringe, Sedimente, Fossilien und andere [[Proxydaten]] stützen, haben gezeigt, dass diese Dürren in den letzten 2000&nbsp;Jahren nichts Ungewöhnliches waren. In den vergangenen 400&nbsp;Jahren hat es mit einer gewissen Regelmäßigkeit in jedem Jahrhundert ein bis zwei mehrjährige große Dürren im Mittleren Westen der USA gegeben, die mit denen des 20.&nbsp;Jahrhunderts vergleichbar sind. Diese wurden in ihrer Intensität, Dauer und räumlichen Ausdehnung sogar deutlich übertroffen von zwei "Megadürren" in der zweiten Hälfte des 16. und im letzten Viertel des 13. Jahrhunderts, die einige Jahrzehnte anhielten.<ref>Woodhouse, C.A. and J.T. Overpeck (1998): 2000 Years of Drought Variability in the Central United States, Bulletin of the American Meteorological Society, Vol. 79, No. 12, December 1998, 2693-2714</ref> Für die Entstehung von Trockenheit in den pazifischen Gebirgsregionen der USA ist – neben Faktoren der Landschaftsänderung – auch die Schneeakkumulation von Bedeutung, die in der zweiten Hälfte des 20.&nbsp;Jahrhunderts aufgrund der höheren Temperaturen in einigen Gebieten um bis zu 60&nbsp;% abgenommen hat.<ref>Service, R.F. (2004): As the West Goes Dry, Science 303, 1124-1127</ref> Dadurch führen die Flüsse im Frühjahr und Sommer weniger Wasser, es verringert sich die Bodenfeuchtigkeit, und die Dürregefahr erhöht sich.
Neben den USA und der afrikanischen Sahelzone wurden auch andere Regionen der Erde wie der Mittelmeerraum, Südafrika, Australien oder Süd- und Ostasien immer wieder von Dürren heimgesucht. In den '''USA''' fällt im 20.&nbsp;Jahrhundert die hohe Variabilität der trockenen Perioden auf. Deutlich ragen die Dürre-Ereignisse in den 1930er, 1950er, am Ende der 1980er Jahre und um die jüngste Jahrhundertwende heraus, die es aber ähnlich auch in früheren Jahrhunderten gegeben hat. Paläoklimatische Untersuchungen, die sich auf Baumringe, Sedimente, Fossilien und andere [[Proxydaten]] stützen, haben gezeigt, dass diese Dürren in den letzten 2000&nbsp;Jahren nichts Ungewöhnliches waren. In den vergangenen 400&nbsp;Jahren hat es mit einer gewissen Regelmäßigkeit in jedem Jahrhundert ein bis zwei mehrjährige große Dürren im Mittleren Westen der USA gegeben, die mit denen des 20.&nbsp;Jahrhunderts vergleichbar sind. Diese wurden in ihrer Intensität, Dauer und räumlichen Ausdehnung sogar deutlich übertroffen von zwei "Megadürren" in der zweiten Hälfte des 16. und im letzten Viertel des 13. Jahrhunderts, die einige Jahrzehnte anhielten.<ref>Woodhouse, C.A. and J.T. Overpeck (1998): 2000 Years of Drought Variability in the Central United States, Bulletin of the American Meteorological Society, Vol. 79, No. 12, December 1998, 2693-2714</ref> Für die Entstehung von Trockenheit in den pazifischen Gebirgsregionen der USA ist – neben Faktoren der Landschaftsänderung – auch die Schneeakkumulation von Bedeutung, die in der zweiten Hälfte des 20.&nbsp;Jahrhunderts aufgrund der höheren Temperaturen in einigen Gebieten um bis zu 60&nbsp;% abgenommen hat.<ref>Service, R.F. (2004): As the West Goes Dry, Science 303, 1124-1127</ref> Dadurch führen die Flüsse im Frühjahr und Sommer weniger Wasser, es verringert sich die Bodenfeuchtigkeit, und die Dürregefahr erhöht sich.
 
* Hauptartikel: [[Dürren in den USA]]
Von katastrophalen Dürren besonders betroffen sind die Trockenregionen des afrikanischen Kontinents. Der jährliche [[Niederschlag]] variiert in '''Afrika''' räumlich extrem stark zwischen 10&nbsp;mm in der inneren Sahara und über 2000 mm in den tropischen Gebieten beiderseits des Äquators. Besonders ausgeprägt ist der regionale Niederschlagsgradient am Südrand der Sahara, in der so genannten Sahel-Zone, wo der mittlere jährliche Niederschlag auf 750&nbsp;km Abweichungen von mehr als 1000&nbsp;mm zeigt. Die bekannte [[Sahel-Dürre]] in den 1970er und 1980er Jahren ist durch viele Untersuchungen gut belegt.<ref>Dai, A., et al., 2004: Comment: The recent Sahel drought is real. Int. J. Climatol., 24, 1323-1331</ref> Die extreme Abnahme der Niederschläge in der Sahelzone seit Ende der 1960er Jahre ist im 20.&nbsp;Jahrhundert weltweit einmalig. Gegenüber der Periode 1931-1960 hat der mittlere Niederschlag in der Zeit von 1970 bis 1990 um 20-49&nbsp;% abgenommen. Seit den 1990er Jahre fielen in manchen Jahren zwar wieder überdurchschnittlich viele Niederschläge, ohne dass sich aber ein neuer Trend abzeichnet und die Dürreverhältnisse beendet wäre, wie u.a. das Jahr 2004 belegt.
Von katastrophalen Dürren besonders betroffen sind die Trockenregionen des afrikanischen Kontinents. Der jährliche [[Niederschlag]] variiert in '''Afrika''' räumlich extrem stark zwischen 10&nbsp;mm in der inneren Sahara und über 2000 mm in den tropischen Gebieten beiderseits des Äquators. Besonders ausgeprägt ist der regionale Niederschlagsgradient am Südrand der Sahara, in der so genannten Sahel-Zone, wo der mittlere jährliche Niederschlag auf 750&nbsp;km Abweichungen von mehr als 1000&nbsp;mm zeigt. Die bekannte [[Sahel-Dürre]] in den 1970er und 1980er Jahren ist durch viele Untersuchungen gut belegt.<ref>Dai, A., et al., 2004: Comment: The recent Sahel drought is real. Int. J. Climatol., 24, 1323-1331</ref> Die extreme Abnahme der Niederschläge in der Sahelzone seit Ende der 1960er Jahre ist im 20.&nbsp;Jahrhundert weltweit einmalig. Gegenüber der Periode 1931-1960 hat der mittlere Niederschlag in der Zeit von 1970 bis 1990 um 20-49&nbsp;% abgenommen. Seit den 1990er Jahre fielen in manchen Jahren zwar wieder überdurchschnittlich viele Niederschläge, ohne dass sich aber ein neuer Trend abzeichnet und die Dürreverhältnisse beendet wäre, wie u.a. das Jahr 2004 belegt.



Version vom 28. November 2012, 16:27 Uhr

Anteil sehr trockener Gebiete an der globalen Landoberfläche

Dürren gehören mit Hitzewellen, Starkniederschlägen, Tropischen Wirbelstürmen und Außertropischen Stürmen zu den Wetterextremen, die möglicherweise durch den Klimawandel verstärkt oder häufiger auftreten werden. Bei lang anhaltenden Dürren lässt sich auch von einem 'Klimaextrem' sprechen (vgl. Wetterextreme und Klimawandel)

Überblick

Wegen ihrer langanhaltenden Dauer und ihrer großräumigen Ausdehnung zählen Dürren für manche Regionen sogar zu den schlimmsten Naturkatastrophen. Sie können den Grundwasserspiegel senken, die Wasserressourcen verringern und die Wasserqualität verschlechtern, was zu empfindlichen Ernteausfällen führen und Hungerkatastrophen und Krankheiten auslösen kann. Bekannte Beispiele des 20. Jahrhunderts sind die Dust Bowl im Mittleren Westen der USA in den 1930er sowie die Dürre in der Sahel-Zone am Südrand der Sahara in den 1970er und 1980er Jahren. Auch Europa litt vor und während des Hitzesommers 2003 unter einer Dürre mit weit verbreiteter Trockenheit und Waldbränden vor allem in Frankreich, Spanien und Portugal sowie über 50 000 frühzeitigen Todesfällen unter älteren und schwachen Menschen. Eine andere extreme Dürre in der jüngsten Zeit ereignete sich in Südwest-Asien (von Pakistan bis zum Irak und Kasachstan), wo der Niederschlag zwischen 1998 und 2001 weithin weniger als 55 % des langjährigen Mittels betrug. Auch im Westen der USA gab es zwischen 1999 und 2004 eine Dürreperiode, die nach der Dust Bowl der 1930er Jahre die zweitstärkste Trockenzeit der letzten 100 Jahren war. Und gleichzeitig mit starken Überschwemmungen in Pakistan verursachte im Sommer 2010 eine anhaltende Hitzewelle und Dürre in Russland katastrophale Waldbrände, denen ebenfalls zahlreiche Menschen zum Opfer fielen.

Trends

Änderung des Palmer Drought Severity Index 1900-2002. Der PDSI ist ein Index für die Bestimmung der Bodenfeuchte.

Gibt es eine Zunahme von Dürren und einen Zusammenhang mit der globalen Erwärmung?
Eine globale Untersuchung, die den Niederschlag, die Temperatur und die Bodenfeuchte berücksichtigt, zeigt einen deutlichen Dürretrend über den Landgebieten der Nordhalbkugel seit der Mitte der 1950er Jahre, besonders über großen Teilen Eurasiens, Nordafrika, Kanada und Alaska. Der Anteil der sehr trockenen Gebiete hat sich hiernach global seit den 1970er Jahren von 12 % auf 30 % mehr als verdoppelt, besonders seit Anfang der 1970er Jahren.[1]

Neben den USA und der afrikanischen Sahelzone wurden auch andere Regionen der Erde wie der Mittelmeerraum, Südafrika, Australien oder Süd- und Ostasien immer wieder von Dürren heimgesucht. In den USA fällt im 20. Jahrhundert die hohe Variabilität der trockenen Perioden auf. Deutlich ragen die Dürre-Ereignisse in den 1930er, 1950er, am Ende der 1980er Jahre und um die jüngste Jahrhundertwende heraus, die es aber ähnlich auch in früheren Jahrhunderten gegeben hat. Paläoklimatische Untersuchungen, die sich auf Baumringe, Sedimente, Fossilien und andere Proxydaten stützen, haben gezeigt, dass diese Dürren in den letzten 2000 Jahren nichts Ungewöhnliches waren. In den vergangenen 400 Jahren hat es mit einer gewissen Regelmäßigkeit in jedem Jahrhundert ein bis zwei mehrjährige große Dürren im Mittleren Westen der USA gegeben, die mit denen des 20. Jahrhunderts vergleichbar sind. Diese wurden in ihrer Intensität, Dauer und räumlichen Ausdehnung sogar deutlich übertroffen von zwei "Megadürren" in der zweiten Hälfte des 16. und im letzten Viertel des 13. Jahrhunderts, die einige Jahrzehnte anhielten.[2] Für die Entstehung von Trockenheit in den pazifischen Gebirgsregionen der USA ist – neben Faktoren der Landschaftsänderung – auch die Schneeakkumulation von Bedeutung, die in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts aufgrund der höheren Temperaturen in einigen Gebieten um bis zu 60 % abgenommen hat.[3] Dadurch führen die Flüsse im Frühjahr und Sommer weniger Wasser, es verringert sich die Bodenfeuchtigkeit, und die Dürregefahr erhöht sich.

Von katastrophalen Dürren besonders betroffen sind die Trockenregionen des afrikanischen Kontinents. Der jährliche Niederschlag variiert in Afrika räumlich extrem stark zwischen 10 mm in der inneren Sahara und über 2000 mm in den tropischen Gebieten beiderseits des Äquators. Besonders ausgeprägt ist der regionale Niederschlagsgradient am Südrand der Sahara, in der so genannten Sahel-Zone, wo der mittlere jährliche Niederschlag auf 750 km Abweichungen von mehr als 1000 mm zeigt. Die bekannte Sahel-Dürre in den 1970er und 1980er Jahren ist durch viele Untersuchungen gut belegt.[4] Die extreme Abnahme der Niederschläge in der Sahelzone seit Ende der 1960er Jahre ist im 20. Jahrhundert weltweit einmalig. Gegenüber der Periode 1931-1960 hat der mittlere Niederschlag in der Zeit von 1970 bis 1990 um 20-49 % abgenommen. Seit den 1990er Jahre fielen in manchen Jahren zwar wieder überdurchschnittlich viele Niederschläge, ohne dass sich aber ein neuer Trend abzeichnet und die Dürreverhältnisse beendet wäre, wie u.a. das Jahr 2004 belegt.

Änderung der sommerlichen (Juni bis August) Niederschläge in %. Dargestellt ist die Differenz der Jahre 2071-2100 und 1961-1990. Für das 21. Jahrhundert wurde hier das Szenario A1B des IPCC zugrunde gelegt.

Auch der Mittelmeer-Raum und Zentraleuropa bis in die Ukraine weisen eine deutliche Niederschlagsabnahme auf, beispielsweise um 5 % in Nord- und um 15 % in Süd-Italien. In den Küstenbereichen Süd-Spaniens ging die Zahl der Niederschlagstage von 1964 bis 1993 sogar um 50 % zurück. Die Folge waren Dürreperioden vor allem im Sommer, die durch die zusätzlich gestiegenen Temperaturen z.T. zu verheerenden Waldbränden führten. So nahm im östlichen Spanien bei einer Abnahme der Sommerregenfälle um 5,2 mm und einem Anstieg der Temperatur um 0,3 ºC pro Jahrzehnt die Zahl der Waldbrände in den letzten drei Jahrzehnten um durchschnittlich 16 pro Jahr zu.

Eine jüngere globale Untersuchung, die den Niederschlag, die Temperatur und die Bodenfeuchte berücksichtigt, zeigt einen deutlichen Dürretrend über den Landgebieten der Nordhalbkugel seit der Mitte der 1950er Jahre, besonders über großen Teilen Eurasiens, Nordafrika, Kanada und Alaska. Der Anteil der sehr trockenen Gebiete hat sich hiernach global seit den 1970er Jahren von 12 % auf 30 % mehr als verdoppelt, besonders seit Anfang der 1970er Jahren.

Simulationen mit Klimamodellen zeigen, dass auch in Südeuropa die Trockenheit im Verlauf des 21. Jahrhunderts zunehmen wird. Insbesondere Spanien und Portugal könnten dann von sommerlichen Dürreperioden betroffen sein.

Einzelnachweise

  1. IPCC (2007): Climate Change 2007: The Physical Science Basis. Contribution of the Working Group I to the Third Assessment Report of the Intergovernmental Panel on Climate Change, 3.3.4
  2. Woodhouse, C.A. and J.T. Overpeck (1998): 2000 Years of Drought Variability in the Central United States, Bulletin of the American Meteorological Society, Vol. 79, No. 12, December 1998, 2693-2714
  3. Service, R.F. (2004): As the West Goes Dry, Science 303, 1124-1127
  4. Dai, A., et al., 2004: Comment: The recent Sahel drought is real. Int. J. Climatol., 24, 1323-1331


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