Deforestation (mittlere Breiten)

Aus Klimawandel
Temperierter Wald in Oregon, USA.

Einflussfaktoren

Der Einfluss von Rodung auf das Klima hängt insgesamt davon ab, ob der Einfluss der Kohlendioxidemissionen oder biogeophysikalische Faktoren (und welche davon, z.B. Reflexion von Sonnenstrahlen, Verdunstung, Wind) dominieren. In den mittleren (temperierten) Breiten ist der Gesamteinfluss von großräumiger Entwaldung besonders schwer einzuschätzen. Dies liegt daran, dass der dominierende Einfluss der Albedo im Winter und der Evapotranspiration im Sommer miteinander konkurrieren und die mittlere Jahrestemperatur beeinflussen. Im Winter und Frühling ähnelt die Reaktion des Klimas also der in borealen Breiten, im Sommer und Herbst jedoch mehr der in den Tropen.[1] Im Winter führt eine Abholzung also zu Abkühlung, im Sommer zu Erwärmung – der Jahresgang der Temperatur wird stärker.[2]

Erschwerend kommt hinzu, dass in mittleren Breiten recht verschiedene Waldtypen mit verschiedenen Eigenschaften wachsen: immergrüner Laubwald, immergrüner Nadelwald, sommergrüner Laubwald und Mischwald. Je nach Jahreszeit und Region können sich verschiedene Folgen ergeben. Im Allgemeinen gilt aber die Regel, dass der Albedounterschied zwischen Wald und Gras umso wichtiger und der Einfluss der Evapotranspiration umso unwichtiger wird, je weiter der Wald im Norden liegt. Der Mischwald der hohen Breiten verhält sich ähnlich wie ein borealer Wald, die Wälder der USA und in Südchina zeigen dagegen am stärksten tropische Verhältnisse.

In den mittleren Breiten hängen Zirkulation und Niederschlag nicht so sehr von der Landoberflächenalbedo ab, da der Niederschlag weniger aus starken lokalen Vertikalbewegungen, sondern eher aus durchziehenden Tiefdrucksystemen stammt. Generell aber gilt, dass die Albedo einen senkenden Einfluss auf die potentielle Verdunstung hat. In mittleren Breiten trocknet so der Boden bei geringer Albedo früher aus[3], in den Tropen dagegen wird dies durch den starken Niederschlag überkompensiert.

Landnutzungsänderungen

Gerade in temperierten Breiten hängt viel davon ab, welche Vegetation an die Stelle des Waldes tritt. In der Vergangenheit wurden Rodungen meist durchgeführt, um Getreidefelder anzulegen. Da Getreide eher viel Wasser verdunstet, hat diese Änderung vermutlich nicht nur aufgrund der höheren Albedo zu Abkühlung geführt. Lokal können solche Landnutzungsänderungen die Temperatur um wenige Grad gesenkt haben, der global gemittelte Wert ist jedoch weniger als ein Zehntel so groß. Es existiert dennoch die Vermutung, durch die Landnutzung bis zu Beginn der industriellen Revolution könnte der Mensch eine globale Abkühlung und sogar die „kleine Eiszeit“ ausgelöst haben, die dann durch den Anstieg der Treibhausgaskonzentrationen beendet wurde.[4] Solche Abschätzungen sind aufgrund der ungenauen Daten aus der Vergangenheit und der natürlichen Variabilität des Klimas jedoch viel zu unsicher, um stichhaltige Schlussfolgerungen zu erlauben.

Einzelnachweise

  1. Bonan, G.B. (2008): Forests and Climate Change: Forcings, Feedbacks and the Climate Benefits of Forests. Science, 320, 1444-1449.
  2. Snyder, P.K., C. Delire, J.A. Foley (2004): Evaluating the influence of different vegetation biomes on the global climate. Climate Dynamics, 23, 279–302.
  3. Lofgren, B.N. (1995): Sensitivity of Land-Ocean Circulations, Precipitation, and Soil Moisture to Perturbed Land Surface Albedo.Journal of Climate, 8, 2521-2542.
  4. Govindasamy, B., P. B. Duffy, and K. Caldeira (2001): Land use changes and Northern Hemisphere cooling, Geophys. Res. Lett., 28, 291- 294; Goosse, H. et al. (2006): The origin of the European Medieval Warm Period, Climate of the Past 2, 99-113


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