Gletscher (Polare Gebiete): Unterschied zwischen den Versionen

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Tropengletscher befinden sich zwischen dem nördlichen und dem südlichen Wendekreis. Die beiden Wendekreise verlaufen jeweils 2.600&nbsp;km nördlich bzw. südlich des Äquators. Die tropischen Gletscher sind aus mehreren Gründen ausgesprochen ungewöhnliche Gletscher. Zum einen sind die Tropen der wärmste Bereich der Erde. Außerdem sind die jahreszeitlichen Temperaturschwankungen gering, wobei die Temperaturen in den Tropen ganzjährig hoch sind. Folglich mangelt es an einer kalten Saison, in der Schnee und Eis akkumulieren können. Und schließlich gibt es in dieser Region nur wenige hohe Berge, auf denen es kalt genug ist, dass sich Gletscher bilden können. Alle Gletscher in den Tropen befinden sich auf isolierten Bergspitzen. Allgemein sind tropische Gletscher also kleiner als andere und reagieren somit empfindlicher und schneller auf Klimaveränderungen. Schon ein kleiner Temperaturanstieg wirkt sich daher unmittelbar auf Tropengletscher aus.<ref name="Pierrehumbert 2005">Ray Pierrehumbert (2005): ''Tropical Glacier Retreat'', in: RealClimate, 23. Mai 2005, [http://www.realclimate.org/index.php?p=157 online]</ref>
=== Polare Regionen ===


==== Afrika ====
Trotz ihrer Wichtigkeit für den Menschen enthalten die Gebirgs- und Talgletscher der mittleren Breite und der Tropen nur einen geringen Anteil des Gletschereises auf der Erde. Etwa 99&nbsp;% allen Süßwassereises befindet sich in den großen polaren und subpolaren Eisschilden der Antarktis und Grönlands. Diese kontinentalen Eisschilde, die 3&nbsp;km dick oder dicker sind, bedecken einen Großteil der polaren und subpolaren Landmassen. Wie Flüsse aus einem riesigen See fließen zahlreiche Gletscher vom Rand der Eisschilde in den Ozean und transportieren dabei riesige Mengen Eis.


Fast ganz Afrika befindet sich in den Tropen und Subtropen, so dass seine Gletscher auf zwei abgelegene Berggipfel und das Ruwenzori-Gebirge beschränkt sind. Insgesamt nehmen die Gletscher in Afrika eine Fläche von 10,7&nbsp;km² ein. Der Kilimandscharo ist mit 5.895&nbsp;m der höchste Berg Afrikas. Seit 1912 ist die Gletscherbedeckung des Kilimandscharo um 75&nbsp;% zurückgegangen und das Volumen des Gletschereises hat gar um 80&nbsp;% abgenommen.<ref name="Thompson 2006"> Lonnie Thompson (2006): ''Snows of Kilimanjaro Disappearing, Glacial Ice Loss Increasing'', Ohio State University, [http://www.geology.ohio-state.edu/news_detail.php?newsId=1 online]</ref> Von 1984 bis 1998 hat sich ein Teil der Gletscher um ca. 300&nbsp;m zurückgezogen.<ref name="Wielochowski 1998">Andrew Wielochowski (1998): ''Glacial recession on Kilimanjaro'', 6. Oktober, [http://www.kilimanjaro.cc/glacial-recession.htm online]</ref> Bleibt diese hohe Abschmelzrate erhalten, werden die Gletscher auf dem Kilimandscharo zwischen 2015 und 2020 verschwunden sein.<ref name="Thompson et al. 2002">Lonnie G. Thompson, Ellen Mosley-Thompson, Mary E. Davis, Keith A. Henderson, Henry H. Brecher, Victor S. Zagorodnov, Tracy A. Mashiotta, Ping-Nan Lin, Vladimir N. Mikhalenko, Douglas R. Hardy, Jürg Beer (2002): ''Kilimanjaro Ice Core Records: Evidence of Holocene Climate Change in Tropical Africa'', in: Science, Vol. 298, Nr. 5593, S. 589–593, 18. Oktober, [http://www.geo.umass.edu/climate/doug/pubs/thompson_etal_sci02.pdf online (PDF)]</ref> Im März 2005 stellte ein Bericht fest, dass kaum noch Gletschereis auf dem Berg vorhanden war und dass zum ersten mal seit 11.000 Jahren Teile des kargen Berggipfels eisfrei geworden waren.<ref name="Tyson 2006">Peter Tyson (2006): ''Vanishing into Thin Air'', Volcano Above the Clouds NOVA, [http://www.pbs.org/wgbh/nova/kilimanjaro/vanishing.html online]</ref> Als Ursache für den Rückgang des Gletschers wird vor allem ein beträchtlicher Rückgang der Niederschlagsmenge am Kilimandscharo seit 1880 genannt.<ref name="Kaser et al. 2003">Kaser, Georg, Douglas R. Hardy, Thomas Mölg, Raymond S. Bradley und Tharsis M. Hyera (2004): ''Modern glacier retreat on Kilimanjaro as evidence of climate change: observations and facts'', in: International Journal of Climatology, Volume 24, Issue 3, S. 329–339, {{DOI|10.1002/joc.1008}} [http://www.geo.umass.edu/faculty/bradley/kaser2004.pdf (PDF)]</ref><ref name="N.J. Cullen et al. (2006)">Nicolas J.Cullen, Thomas Mölg, Georg Kaser, Khalid Hussein, Konrad Steffen, Douglas R. Hardy (2006): ''Kilimanjaro Glaciers: Recent areal extent from satellite data and new interpretation of observed 20th century retreat rates'', in: Gophysical Research Letters, Vol. 33, L16502, 2006, {{DOI|10.1029/2006GL027084}}</ref> Diese Erklärung allein ist jedoch unbefriedigend. Aus historischen Aufzeichnungen wird ersichtlich, dass um 1880 außergewöhnlich viel Niederschlag fiel, jedoch vor 1860 Mengen vorkamen, wie sie auch im 20. Jahrhundert normal waren.<ref>Nicholson, S. E. und X. Yin (2001): ''Rainfall Conditions in Equatorial East Africa during the Nineteenth Century as Inferred from the Record of Lake Victoria'', in: Climatic Change, Volume 48, Numbers 2–3, Februar, S. 387–398(12)</ref> Der Gletscher existiert außerdem ohne Unterbrechung seit wenigstens 11.700 Jahren und hat seitdem einige besonders schwere Dürren überstanden, wie aus seinen Eisbohrkernen hervorgeht.<ref>Thompson, Lonnie G., Ellen Mosley-Thompson, Mary E. Davis et al. (2002): ''Kilimanjaro Ice Core Records: Evidence of Holocene Climate Change in Tropical Africa'', in: Science, Vol. 298, Nr. 5593, S. 589–593, 18. Oktober {{DOI|10.1126/science.1073198}} [http://www-bprc.mps.ohio-state.edu/Icecore/589.pdf (PDF)]</ref>
In den vergangenen Jahren wurde die Beobachtung und Messung von Eisschilden erheblich verbessert. 1992 noch ging man davon aus, dass die jährliche Massenbalance beispielsweise der Antarktis in einer Bandbreite von -600&nbsp;Gt bis zu +500&nbsp;Gt liege. Heute sind die Schätzwerte wesentlich präziser. Die Eisschilde von Grönland und der Antarktis verlieren aktuell zusammen etwa 125 Gigatonnen an Masse pro Jahr. Dabei beiträgt der Verlust Grönlands 100&nbsp;Gt und der der Westantarktis 50&nbsp;Gt. Die Ostantarktis nimmt etwa 25&nbsp;Gt an Masse zu.<ref>Shepherd, Andrew und Duncan Wingham (2007): ''Recent Sea-Level Contributions of the Antarctic and Greenland Ice Sheets'', in: Science, Vol. 315, Nr. 5818, S. 1529–1532 {{DOI|10.1126/science.1136776}}</ref> Die verbesserten Beobachtungen können also die gegenwärtige Lage recht präzise erfassen. Probleme bereiten der Wissenschaft heutzutage vor allem unverstandene Dynamiken in Eisschilden und Gletschern. Diese machen eine verlässliche Modellierung von Veränderungen in der Zukunft sehr schwierig.<ref>Vaughan, David G. and Robert Arther (2007): ''Why Is It Hard to Predict the Future of Ice Sheets?'' In: Science, Vol. 315, Nr. 5818, S. 1503–1504, {{DOI|10.1126/science.1141111}}</ref>


In der Nähe des Kilimandscharo-Gipfels befindet sich der Furtwängler-Gletscher. Zwischen 1976 und 2000 hat seine Fläche von 113.000&nbsp;m² auf 60.000&nbsp;m² abgenommen.<ref name="Thompson et al. 2002"/> Anfang 2006 fanden Wissenschaftler ein großes Loch in der Nähe des Gletschermittelpunkts. Dieses Loch, welches sich durch den noch 6&nbsp;m dicken Gletscher bis auf den Felsuntergrund erstreckt, wird vermutlich weiter anwachsen und den Gletscher 2007 in zwei Teile teilen.<ref name="Thompson 2006"/>
==== Antarktis ====


Nördlich des Kilimandscharo liegt der Mount Kenya. Dieser ist mit 5.199&nbsp;m der zweithöchste Berg Afrikas. Auf dem Berg liegen einige kleine Gletscher, die in den letzten 6000 Jahren sechs Wachstumsphasen durchwandert haben (die beiden letzten in den Jahren 650-850 und 1350-1550)
In der Antarktis erhöhte sich die mittlere Temperatur seit dem 19. Jahrhundert um geschätzte 0,2&nbsp;°C.<ref name="Schneider et al. 2006">Schneider, D. P., E. J. Steig, T. D. van Ommen, D. A. Dixon, P. A. Mayewski, J. M. Jones, and C. M. Bitz (2006): ''Antarctic temperatures over the past two centuries from ice cores'', in: Geophysical Research Letters, 33, L16707, {{DOI|10.1029/2006GL027057}}</ref> Die erste vollständige Schwerkraft-Analyse über den gesamten antarktischen Eisschild zeigte, dass im Beobachtungszeitraum zwischen April 2002 und August 2005 der jährliche Verlust an Eismasse durchschnittlich 152&nbsp;(±&nbsp;80)&nbsp;km<sup>3</sup> betrug.<ref>Velicogna, Isabella und John Wahr (2006): ''Measurements of Time-Variable Gravity Show Mass Loss in Antarctica'', in: Science, Vol. 311, No. 5768, S. 1754-1756, {{DOI|10.1126/science.1123785}}</ref> Bei den Niederschlägen lässt sich zwar eine erhebliche Variabilität, jedoch kein eindeutiger Trend feststellen. Wird der gesamte Kontinent betrachtet, besteht wenigstens seit den 1950er-Jahren keine dauerhafte und signifikante Veränderung des Schneefalls. Zwischen 1985 und 1994 war besonders im Innern der Antarktis die Niederschlagsmenge gestiegen, während sie in den Küstengebieten teilweise abgenommen hatte. Dieser Trend kehrte sich dann praktisch exakt um, so dass zwischen 1995 und 2004 bis auf drei exponierte Regionen fast überall weniger Schnee fiel, stellenweise bis zu 25&nbsp;%.<ref name="Monaghan et al. 2006">Monaghan, Andrew J., David H. Bromwich, Ryan L. Fogt et al. (2006): ''Insignificant Change in Antarctic Snowfall Since the International Geophysical Year'', in: Science, Vol. 313, Nr. 5788, S. 827–831, {{DOI|10.1126/science.1128243}} [http://polarmet.mps.ohio-state.edu/PolarMet/PMGAbstracts/1128243_revised_full_manuscript.pdf (PDF)]</ref>
<ref name="Karlén et al. 1999">Karlén, W., et al., 1999. ''Glacier fluctuations on Mount Kenya since ~ 6000 cal. years BP: Implications for Holocene climatic change in Africa.'' Ambio 28: 409-418.</ref>. Seit Mitte des 20. Jahrhunderts haben die Gletscher mindestens 45&nbsp;% ihrer Masse verloren. Nach Untersuchungen des US Geological Survey (USGS) gab es 1900 18 Gletscher auf dem Mount Kenya. 1986 waren davon noch 11 übriggeblieben. Die gesamte von Gletschern bedeckte Fläche hat von 1,6&nbsp;km² 1990 auf 0,4&nbsp;km² 2000 abgenommen.<ref name="U.S. Geological Survey">U.S. Geological Survey: ''Glaciers of Africa'', U.S. Geological Survey Professional Paper 1386-G-3, [http://pubs.usgs.gov/prof/p1386g/africa.pdf online (PDF)]</ref>


Westlich des Kilimandscharo und des Mount Kenya erhebt sich das Ruwenzori-Gebirge auf bis zu 5.109&nbsp;m. Fotografien belegen einen deutlichen Rückgang der mit Eis bedeckten Flächen im letzten Jahrhundert. Um 1900 gab es auf dem Gebirge noch ein Gletschergebiet von 6,5&nbsp;km<sup>2</sup>. Dieses ist bis 1987 auf etwa 2&nbsp;km<sup>2</sup> und 2003 bis auf ca. 0,96&nbsp;km<sup>2</sup> zusammengeschmolzen. Zukünftig könnten die Gletscher des Ruwenzori-Gebirges aber aufgrund der hohen Luftfeuchtigkeit der Kongo-Region langsamer zurückgehen als die Gletscher des Kilimandscharo und des Mount Kenya.<ref name="Wielochowski 2001">Andrew Wielochowski (2001): ''Glacial recession in the Rwenzori'', 20. Juli, [http://www.kilimanjaro.cc/rwenzoriglaciers.htm online]</ref> Dennoch wird ein vollständiges Abschmelzen der Gletscher innerhalb der nächsten zwei Dekaden erwartet.<ref name="R.Taylor 2006">R.G. Taylor, L. Mileham, C. Tindimugaya, A. Majugu, A. Muwanga, B. Nakileza (2006): ''Recent glacial recession in the Rwenzori Mountains of East Africa due to rising air temperature'', in: Geophysical Research Letters, Vol. 33, [http://www.agu.org/pubs/crossref/2006/2006GL025962.shtml online]</ref>
Besonders drastisch wurde der Eisverlust der Antarktis deutlich bei der Auflösung großer Teile des Larsen-Schelfeises. Genau betrachtet besteht das Larsen-Schelfeis aus drei einzelnen Schelfen, die verschiedene Bereiche an der Küste bedecken. Diese werden (von Nord nach Süd) Larsen A, Larsen B und Larsen C genannt. Larsen A ist der kleinste und Larsen C der größte der Schelfe. Larsen A löste sich bereits im Januar 1995 auf, Larsen C ist derzeit anscheinend stabil. Die Auflösung des Larsen-B-Schelfs wurde zwischen dem 31. Januar und dem 7. März 2002 festgestellt, an dem er mit einer Eisplatte von 3.250 Quadratkilometer Fläche endgültig abbrach. Bis zu diesem Zeitpunkt war der Schelf während des gesamten Holozäns für über 10.000 Jahre stabil. Demgegenüber bestand der Larsen-A-Schelf erst seit 4.000 Jahren.<ref name="Domack et al. 2005">E. Domack, D. Duran, A. Leventer, S. Ishman, S. Doane, S. McCallum, D. Amblas, J. Ring, R. Gilbert, M. Prentice (2005): ''Stability of the Larsen B ice shelf on the Antarctic Peninsula during the Holocene epoch'', in: Nature, Vol. 436, S. 681–685, 7. Juni, [http://www.nature.com/nature/journal/v436/n7051/abs/nature03908.html online]</ref>


==== Neuguinea ====
Der Pine-Island-Gletscher im Westen der Antarktis, der in die Amundsen-See fließt, verdünnte sich von 1992 bis 1996 um 3,5&nbsp;±&nbsp;0,9&nbsp;m pro Jahr und hat sich im gleichen Zeitraum um etwa 5&nbsp;km zurückgezogen. <ref name="Rignot 1998">E.J. Rignot (1998): ''Fast Recession of a West Antarctic Glacier'', in: Science, Vol. 281, S. 549–551, 24. Juli, [http://www.sciencemag.org/cgi/content/abstract/281/5376/549 online]</ref> Auch der benachbarte Thwaites Gletscher verliert an Masse und Länge.<ref name="Rignot 2001">E.J. Rignot (2001): ''Evidence for rapid retreat and mass loss of Thwaites Glacier, West Antarctica'', in: Journal of Glaciology, Vol. 47, S. 213–222, März, [http://www.ingentaconnect.com/content/igsoc/jog/2001/00000047/00000157/art00006 online]</ref> Und auch am Dakshin Gangotri-Gletscher lässt sich ein Rückgang beobachten: Zwischen 1983 und 2002 zog er sich pro Jahr durchschnittlich um 0,7&nbsp;m zurück. Auf der Antarktische Halbinsel|Antarktischen Halbinsel, dem einzigen Teil der Antarktis, der über den südlichen Polarkreis hinausragt, befinden sich hunderte zurückgehende Gletscher. Eine Studie untersuchte 244 Gletscher der Halbinsel. 212 oder 87&nbsp;% der Gletscher gingen zurück und zwar im Durchschnitt um insgesamt 600&nbsp;m von 1953 bis 2003. Am stärksten zog sich der Sjogren Gletscher mit etwa 13&nbsp;km seit 1953 zurück. 32 der untersuchten Gletscher wuchsen. Das durchschnittliche Wachstum betrug 300&nbsp;m pro Gletscher und ist damit deutlich geringer als der massive beobachtete Rückgang.<ref name="Cook et al. 2005">A.J. Cook, A.J.Fox, D.G. Vaughan, J.G. Ferrigno (2005): ''Retreating Glacier Fronts on the Antarctic Peninsula over the Past Half-Century'', in: Science, Vol. 308., S. 541–544, 22. April, [http://www.sciencemag.org/cgi/content/abstract/308/5721/541 online]</ref>
Auch auf der mit 771.900&nbsp;km² zweitgrößten Insel der Erde, Neuguinea, die nördlich von Australien liegt, gibt es fotografische Beweise für einen massiven Gletscherschwund seit der ersten großen Erkundung der Insel per Flugzeug in den 1930er-Jahren. Aufgrund der Lage der Insel in den Tropen schwanken die Temperaturen im Jahresverlauf kaum. Auch die Regen- und Schneemenge ist stabil, ebenso die Wolkenbedeckung. Während des 20. Jahrhunderts gab es keine merklichen Veränderungen der Niederschlagsmengen. Dennoch hat sich die mit 7&nbsp;km² größte Gletscherdecke auf dem Puncak Jaya, dem mit 4.884&nbsp;m höchsten Berg der Insel, verkleinert: Die 1936 geschlossene Eisdecke hat sich auf mehrere kleinere Gletscher aufgeteilt. Von diesen Gletschern zogen sich der Meren- und der Carstenszgletscher zwischen 1973 und 1976 um 200&nbsp;m bzw. 50&nbsp;m zurück. Auch die Northwall Firm, ein weiterer großer Rest der Eiskappe auf dem Puncak Jaya, spaltete sich seit 1936 in mehrere Gletscher. Das Ausmaß der Gletscherschmelze in Neuguinea wurde 2004 durch Bilder des Satelliten IKONOS deutlich. Zwischen 2000 und 2002 verloren die East Northwall Firm demnach 4,5&nbsp;%, die West Northwall Firm 19,4&nbsp;% und der Carstensz-Gletscher 6,8&nbsp;% ihrer Masse. Der Meren-Gletscher verschwand irgendwann zwischen 1994 und 2000 sogar völlig.<ref name="Kincaid und Klein 2004">Joni L. Kincaid and Andrew G. Klein (2004): ''Retreat of the Irian Jaya Glaciers from 2000 to 2002 as Measured from IKONOS Satellite Images'', in: 61st Eastern Snow Conference Portland, Maine, USA 2004, [http://www.easternsnow.org/proceedings/2004/kincaid_and_klein.pdf online (PDF)]</ref> Auf dem Gipfel des Puncak Trikora, mit 4.750&nbsp;m Höhe der zweithöchste Berg Neuguineas, existierte ebenfalls eine kleine Eisdecke, die allerdings schon zwischen 1939 und 1962 vollständig verschwand.<ref name="Allison und Peterson 2000"> Ian Allison, James A. Peterson (2000): ''Glaciers of Irian Jaya, Indonesia and New Zealand'', U.S. Geological Survey, U. S. Department of the Interior, 28. April, [http://pubs.usgs.gov/prof/p1386h/indonesia/indonesia.html online]</ref>
 
==== Island ====
Auf Island liegt die 8.100&nbsp;km² große Vatnajökull-Eiskappe. Der Breiðamerkurjökull-Gletscher, einer der Gletscher der Vatnajökull-Eiskappe, hat sich zwischen 1973 und 2004 um 2&nbsp;km verkürzt. Anfang des 20. Jahrhunderts erstreckte sich der Gletscher bis 250&nbsp;m in den Ozean hinein. Bis 2004 hat sich das Ende des Gletschers drei Kilometer landeinwärts zurückgezogen. Dadurch hat sich eine schnell wachsende Lagune gebildet, in der sich Eisberge befinden, die vom Gletscher abbrechen („kalben“). Die Lagune ist etwa 110&nbsp;m tief und hat ihre Größe zwischen 1994 und 2004 nahezu verdoppelt. Seit 2000 gehen von den 40 Gletschern der Vatnajökull-Eiskappe alle bis auf einen zurück.<ref name="Hall 2006">Dorothy Hall (2006): ''Receding Glacier in Iceland'', Earth Observatory Newsroom: New Images, 18. Februar, [http://earthobservatory.nasa.gov/Newsroom/NewImages/images.php3?img_id=4794 online]</ref> In Island gingen von 34 untersuchten Gletschern zwischen 1995 und 2000 mit 28 der Großteil zurück, vier waren stabil und zwei wuchsen.<ref name="WGMS 2005">World Glacier Monitoring Service (2005): ''Glacier mass balance data 2004 '', [http://www.geo.unizh.ch/wgms/mbb/mb04/sum04.html online]</ref>
 
==== Kanadisch-arktischer Archipel ====
Auf den Kanadisch-arktischen Archipeln gibt es etliche beachtliche Eiskappen. Dazu zählen die Penny- und Barneseiskappen auf der Baffininsel (mit 507.451&nbsp;km² die fünftgrößte Insel der Welt), die Byloteiskappe auf der Bylot-Insel (11.067&nbsp;km²) und die Devoneiskappe auf der Devon-Insel (55.247&nbsp;km²). Diese Eiskappen verdünnen sich und ziehen sich langsam zurück. Die Penny- und Barneseiskappen haben sich zwischen 1995 und 2000 jährlich in geringeren Höhen (unter 1.600&nbsp;m) um über 1&nbsp;m verdünnt. Insgesamt haben die Eiskappen der kanadischen Arktis zwischen 1995 und 2000 jährlich 25&nbsp;km³ Eis verloren.<ref name="Abdalati et al. 2004"> Abdalati, W., W. Krabill, E. Frederick, S. Manizade, C. Martin, J. Sonntag, R. Swift, R. Thomas, J. Yungel, and R. Koerner (2004): ''Elevation changes of ice caps in the Canadian Arctic Archipelago'', in: J. Geophys. Res., 109, 20. November, [http://www.agu.org/pubs/crossref/2004/2003JF000045.shtml online]</ref> Zwischen 1960 und 1999 hat die Devoneiskappe hauptsächlich durch Verdünnung 67 ± 12&nbsp;km³ Eis verloren. Die Hauptgletscher, die vom Rand der östlichen Devoneiskappe ausgehen, haben sich seit 1960 um 1–3&nbsp;km zurückgezogen.<ref name="Burgess, Sharp 2003">David O. Burgess and Martin J. Sharpa (2003): ''Recent Changes in Areal Extent of the Devon Ice Cap, Nunavut, Canada'', in: BioOne, Volume 36, S. 261–271, [http://www.bioone.org/perlserv/?request=get-abstract&issn=1523-0430&volume=036&issue=02&page=0261 online]</ref> Die Simmoneiskappe auf dem Hazen-Hochland auf der Ellesmere-Insel hat seit 1959 47&nbsp;% ihrer Fläche eingebüßt.<ref name="Braun et al. 2004">Carsten Braun, D. R. Hardy, R. S. Bradley (2004): ''Mass balance and area changes of four High Arctic plateau ice caps, 1959–2002'', in: Geografiska Annaler, V. 86, [http://www.geo.umass.edu/faculty/bradley/braun2004.pdf online (PDF)]</ref> Bleiben die gegenwärtigen Bedingungen bestehen, so wird das verbleibende Gletschereis auf dem Hazen-Hochland um 2050 verschwunden sein.
 
==== Spitzbergen ====
Nördlich Norwegens befindet sich die Insel Spitzbergen des Svalbard-Archipels zwischen dem Nordatlantik und dem Arktischer Ozean|Arktischen Ozean, die von vielen Gletschern bedeckt ist. Der Hansbreen-Gletscher auf Spitzbergen z.&nbsp;B. zog sich zwischen 1936 und 1982 um 1,4&nbsp;km zurück. Weitere 400&nbsp;m Länge verlor er zwischen 1982 und 1998.<ref name="Glowacki">Glowacki, Piotr: ''Glaciology and environmental monitoring'', Research in Hornsund, [http://hornsund.igf.edu.pl/srodowisko_en.html online]</ref> Auch der Blomstrandbreen hat sich verkürzt: In den vergangenen 80 Jahren hat die Länge des Gletschers um etwa 2&nbsp;km abgenommen. Seit 1960 zog er sich durchschnittlich mit 35&nbsp;m pro Jahr zurück, wobei sich die Geschwindigkeit seit 1995 erhöht hat.<ref name="Greenpeace 2002">Greenpeace (2002): ''Arctic environment melts before our eyes.'', 7. August, [http://www.svalbard-images.com/spitsbergen/global-warming-e.php# online]</ref> Der Midre Lovenbreen-Gletscher hat zwischen 1997 und 1995 200&nbsp;m Länge verloren.<ref name="Rippin et al. 2003">David Rippin, Ian Willis, Neil Arnold, Andrew Hodson, John Moore, Jack Kohler and Helgi Bjornsson (2003): ''Changes in Geometry and Subglacial Drainage of Midre Lovenbreen, Svalbard, Determined from Digital Elevation Models'', in: Earth Surface Processes and Landforms, Vol. 28, S. 273–298, [http://www.ulapland.fi/home/hkunta/jmoore/pdfs/Rippin_et_al_2003.pdf online (PDF)]</ref>
 
==== Grönland ====
 
Die Temperaturen im Süden der größten Insel der Welt sind seit Mitte des 20. Jahrhunderts besonders stark gestiegen, nämlich um 2,5&nbsp;°C. In der Folge kam es zu rapiden Veränderungen in der Dynamik der Grönland|grönländischen Gletscher. Im Vergleich von Messungen aus dem Zeitraum von 2002 bis 2004 hat sich die Gletscherschmelze zwischen 2004 und 2006 verdoppelt, also in nur zwei Jahren. Der Massenverlust in Grönland beträgt nach verschiedenen Messungen zwischen 239&nbsp;±&nbsp;23&nbsp;km<sup>3</sup> und 224&nbsp;±&nbsp;41&nbsp;km<sup>3</sup> pro Jahr.<ref name="Chen et al. 2006">Chen, J. L., C. R. Wilson und B. D. Tapley (2006): ''Satellite Gravity Measurements Confirm Accelerated Melting of Greenland Ice Sheet'', in: Science, online veröffentlicht am 10. August 10, Science {{DOI|10.1126/science.1129007}}</ref> Besonders deutlich wurde dieser Verlust im Jahr 2005, als an der Ostküste Grönlands eine neue Insel namens Uunartoq Qeqertoq (auf englisch ''Warming Island'') entdeckt wurde. Nachdem eine große Menge Festlandeis geschmolzen war stellte sich heraus, dass es sich bei Uunartoq Qeqertoq nicht um eine mit dem Festland verbundene Halbinsel handle, wie zuvor angenommen worden war.
 
An einzelnen Gletschern Grönlands zeigt sich eine überraschende Dynamik. Zwei der größten Gletscher der Insel, der Kangerdlugssuaq und der Helheim, die zusammen 35&nbsp;% zum Massenverlust Ostgrönlands in den vergangenen Jahren beigetragen haben, wurden von einem Team um den Glaziologen Ian Howat detaillierter untersucht. Dabei stellte sich heraus, dass sich die Schmelzrate der beiden Gletscher zwischen 2004 und 2005 verdoppelt hatte. Bis 2006 war der Massenverlust dann wieder auf den Wert von 2004 zurückgegangen.<ref>Howat, Ian M., Ian Joughin und Ted A. Scambos (2007): ''Rapid Changes in Ice Discharge from Greenland Outlet Glaciers'', in: Science, 16. März, Vol. 315., Nr 5818, S. 1559–1561 {{DOI|10.1126/science.1138478}}</ref> Ein solches Verhalten war von Gletschern bislang unbekannt, und es verdeutlicht die Ungewissheit, mit welcher Geschwindigkeit der grönländische Eisschild in den nächsten Jahrzehnten weiter abtauen wird.
 
== Einzelnachweise ==
<div class="references-small">
<references/>
</div>
 
[[Kategorie:Klimafolgen]]
[[Kategorie:Kryosphäre]]

Version vom 12. März 2008, 18:37 Uhr

Polare Regionen

Trotz ihrer Wichtigkeit für den Menschen enthalten die Gebirgs- und Talgletscher der mittleren Breite und der Tropen nur einen geringen Anteil des Gletschereises auf der Erde. Etwa 99 % allen Süßwassereises befindet sich in den großen polaren und subpolaren Eisschilden der Antarktis und Grönlands. Diese kontinentalen Eisschilde, die 3 km dick oder dicker sind, bedecken einen Großteil der polaren und subpolaren Landmassen. Wie Flüsse aus einem riesigen See fließen zahlreiche Gletscher vom Rand der Eisschilde in den Ozean und transportieren dabei riesige Mengen Eis.

In den vergangenen Jahren wurde die Beobachtung und Messung von Eisschilden erheblich verbessert. 1992 noch ging man davon aus, dass die jährliche Massenbalance beispielsweise der Antarktis in einer Bandbreite von -600 Gt bis zu +500 Gt liege. Heute sind die Schätzwerte wesentlich präziser. Die Eisschilde von Grönland und der Antarktis verlieren aktuell zusammen etwa 125 Gigatonnen an Masse pro Jahr. Dabei beiträgt der Verlust Grönlands 100 Gt und der der Westantarktis 50 Gt. Die Ostantarktis nimmt etwa 25 Gt an Masse zu.[1] Die verbesserten Beobachtungen können also die gegenwärtige Lage recht präzise erfassen. Probleme bereiten der Wissenschaft heutzutage vor allem unverstandene Dynamiken in Eisschilden und Gletschern. Diese machen eine verlässliche Modellierung von Veränderungen in der Zukunft sehr schwierig.[2]

Antarktis

In der Antarktis erhöhte sich die mittlere Temperatur seit dem 19. Jahrhundert um geschätzte 0,2 °C.[3] Die erste vollständige Schwerkraft-Analyse über den gesamten antarktischen Eisschild zeigte, dass im Beobachtungszeitraum zwischen April 2002 und August 2005 der jährliche Verlust an Eismasse durchschnittlich 152 (± 80) km3 betrug.[4] Bei den Niederschlägen lässt sich zwar eine erhebliche Variabilität, jedoch kein eindeutiger Trend feststellen. Wird der gesamte Kontinent betrachtet, besteht wenigstens seit den 1950er-Jahren keine dauerhafte und signifikante Veränderung des Schneefalls. Zwischen 1985 und 1994 war besonders im Innern der Antarktis die Niederschlagsmenge gestiegen, während sie in den Küstengebieten teilweise abgenommen hatte. Dieser Trend kehrte sich dann praktisch exakt um, so dass zwischen 1995 und 2004 bis auf drei exponierte Regionen fast überall weniger Schnee fiel, stellenweise bis zu 25 %.[5]

Besonders drastisch wurde der Eisverlust der Antarktis deutlich bei der Auflösung großer Teile des Larsen-Schelfeises. Genau betrachtet besteht das Larsen-Schelfeis aus drei einzelnen Schelfen, die verschiedene Bereiche an der Küste bedecken. Diese werden (von Nord nach Süd) Larsen A, Larsen B und Larsen C genannt. Larsen A ist der kleinste und Larsen C der größte der Schelfe. Larsen A löste sich bereits im Januar 1995 auf, Larsen C ist derzeit anscheinend stabil. Die Auflösung des Larsen-B-Schelfs wurde zwischen dem 31. Januar und dem 7. März 2002 festgestellt, an dem er mit einer Eisplatte von 3.250 Quadratkilometer Fläche endgültig abbrach. Bis zu diesem Zeitpunkt war der Schelf während des gesamten Holozäns für über 10.000 Jahre stabil. Demgegenüber bestand der Larsen-A-Schelf erst seit 4.000 Jahren.[6]

Der Pine-Island-Gletscher im Westen der Antarktis, der in die Amundsen-See fließt, verdünnte sich von 1992 bis 1996 um 3,5 ± 0,9 m pro Jahr und hat sich im gleichen Zeitraum um etwa 5 km zurückgezogen. [7] Auch der benachbarte Thwaites Gletscher verliert an Masse und Länge.[8] Und auch am Dakshin Gangotri-Gletscher lässt sich ein Rückgang beobachten: Zwischen 1983 und 2002 zog er sich pro Jahr durchschnittlich um 0,7 m zurück. Auf der Antarktische Halbinsel|Antarktischen Halbinsel, dem einzigen Teil der Antarktis, der über den südlichen Polarkreis hinausragt, befinden sich hunderte zurückgehende Gletscher. Eine Studie untersuchte 244 Gletscher der Halbinsel. 212 oder 87 % der Gletscher gingen zurück und zwar im Durchschnitt um insgesamt 600 m von 1953 bis 2003. Am stärksten zog sich der Sjogren Gletscher mit etwa 13 km seit 1953 zurück. 32 der untersuchten Gletscher wuchsen. Das durchschnittliche Wachstum betrug 300 m pro Gletscher und ist damit deutlich geringer als der massive beobachtete Rückgang.[9]

Island

Auf Island liegt die 8.100 km² große Vatnajökull-Eiskappe. Der Breiðamerkurjökull-Gletscher, einer der Gletscher der Vatnajökull-Eiskappe, hat sich zwischen 1973 und 2004 um 2 km verkürzt. Anfang des 20. Jahrhunderts erstreckte sich der Gletscher bis 250 m in den Ozean hinein. Bis 2004 hat sich das Ende des Gletschers drei Kilometer landeinwärts zurückgezogen. Dadurch hat sich eine schnell wachsende Lagune gebildet, in der sich Eisberge befinden, die vom Gletscher abbrechen („kalben“). Die Lagune ist etwa 110 m tief und hat ihre Größe zwischen 1994 und 2004 nahezu verdoppelt. Seit 2000 gehen von den 40 Gletschern der Vatnajökull-Eiskappe alle bis auf einen zurück.[10] In Island gingen von 34 untersuchten Gletschern zwischen 1995 und 2000 mit 28 der Großteil zurück, vier waren stabil und zwei wuchsen.[11]

Kanadisch-arktischer Archipel

Auf den Kanadisch-arktischen Archipeln gibt es etliche beachtliche Eiskappen. Dazu zählen die Penny- und Barneseiskappen auf der Baffininsel (mit 507.451 km² die fünftgrößte Insel der Welt), die Byloteiskappe auf der Bylot-Insel (11.067 km²) und die Devoneiskappe auf der Devon-Insel (55.247 km²). Diese Eiskappen verdünnen sich und ziehen sich langsam zurück. Die Penny- und Barneseiskappen haben sich zwischen 1995 und 2000 jährlich in geringeren Höhen (unter 1.600 m) um über 1 m verdünnt. Insgesamt haben die Eiskappen der kanadischen Arktis zwischen 1995 und 2000 jährlich 25 km³ Eis verloren.[12] Zwischen 1960 und 1999 hat die Devoneiskappe hauptsächlich durch Verdünnung 67 ± 12 km³ Eis verloren. Die Hauptgletscher, die vom Rand der östlichen Devoneiskappe ausgehen, haben sich seit 1960 um 1–3 km zurückgezogen.[13] Die Simmoneiskappe auf dem Hazen-Hochland auf der Ellesmere-Insel hat seit 1959 47 % ihrer Fläche eingebüßt.[14] Bleiben die gegenwärtigen Bedingungen bestehen, so wird das verbleibende Gletschereis auf dem Hazen-Hochland um 2050 verschwunden sein.

Spitzbergen

Nördlich Norwegens befindet sich die Insel Spitzbergen des Svalbard-Archipels zwischen dem Nordatlantik und dem Arktischer Ozean|Arktischen Ozean, die von vielen Gletschern bedeckt ist. Der Hansbreen-Gletscher auf Spitzbergen z. B. zog sich zwischen 1936 und 1982 um 1,4 km zurück. Weitere 400 m Länge verlor er zwischen 1982 und 1998.[15] Auch der Blomstrandbreen hat sich verkürzt: In den vergangenen 80 Jahren hat die Länge des Gletschers um etwa 2 km abgenommen. Seit 1960 zog er sich durchschnittlich mit 35 m pro Jahr zurück, wobei sich die Geschwindigkeit seit 1995 erhöht hat.[16] Der Midre Lovenbreen-Gletscher hat zwischen 1997 und 1995 200 m Länge verloren.[17]

Grönland

Die Temperaturen im Süden der größten Insel der Welt sind seit Mitte des 20. Jahrhunderts besonders stark gestiegen, nämlich um 2,5 °C. In der Folge kam es zu rapiden Veränderungen in der Dynamik der Grönland|grönländischen Gletscher. Im Vergleich von Messungen aus dem Zeitraum von 2002 bis 2004 hat sich die Gletscherschmelze zwischen 2004 und 2006 verdoppelt, also in nur zwei Jahren. Der Massenverlust in Grönland beträgt nach verschiedenen Messungen zwischen 239 ± 23 km3 und 224 ± 41 km3 pro Jahr.[18] Besonders deutlich wurde dieser Verlust im Jahr 2005, als an der Ostküste Grönlands eine neue Insel namens Uunartoq Qeqertoq (auf englisch Warming Island) entdeckt wurde. Nachdem eine große Menge Festlandeis geschmolzen war stellte sich heraus, dass es sich bei Uunartoq Qeqertoq nicht um eine mit dem Festland verbundene Halbinsel handle, wie zuvor angenommen worden war.

An einzelnen Gletschern Grönlands zeigt sich eine überraschende Dynamik. Zwei der größten Gletscher der Insel, der Kangerdlugssuaq und der Helheim, die zusammen 35 % zum Massenverlust Ostgrönlands in den vergangenen Jahren beigetragen haben, wurden von einem Team um den Glaziologen Ian Howat detaillierter untersucht. Dabei stellte sich heraus, dass sich die Schmelzrate der beiden Gletscher zwischen 2004 und 2005 verdoppelt hatte. Bis 2006 war der Massenverlust dann wieder auf den Wert von 2004 zurückgegangen.[19] Ein solches Verhalten war von Gletschern bislang unbekannt, und es verdeutlicht die Ungewissheit, mit welcher Geschwindigkeit der grönländische Eisschild in den nächsten Jahrzehnten weiter abtauen wird.

Einzelnachweise

  1. Shepherd, Andrew und Duncan Wingham (2007): Recent Sea-Level Contributions of the Antarctic and Greenland Ice Sheets, in: Science, Vol. 315, Nr. 5818, S. 1529–1532 Vorlage:DOI
  2. Vaughan, David G. and Robert Arther (2007): Why Is It Hard to Predict the Future of Ice Sheets? In: Science, Vol. 315, Nr. 5818, S. 1503–1504, Vorlage:DOI
  3. Schneider, D. P., E. J. Steig, T. D. van Ommen, D. A. Dixon, P. A. Mayewski, J. M. Jones, and C. M. Bitz (2006): Antarctic temperatures over the past two centuries from ice cores, in: Geophysical Research Letters, 33, L16707, Vorlage:DOI
  4. Velicogna, Isabella und John Wahr (2006): Measurements of Time-Variable Gravity Show Mass Loss in Antarctica, in: Science, Vol. 311, No. 5768, S. 1754-1756, Vorlage:DOI
  5. Monaghan, Andrew J., David H. Bromwich, Ryan L. Fogt et al. (2006): Insignificant Change in Antarctic Snowfall Since the International Geophysical Year, in: Science, Vol. 313, Nr. 5788, S. 827–831, Vorlage:DOI (PDF)
  6. E. Domack, D. Duran, A. Leventer, S. Ishman, S. Doane, S. McCallum, D. Amblas, J. Ring, R. Gilbert, M. Prentice (2005): Stability of the Larsen B ice shelf on the Antarctic Peninsula during the Holocene epoch, in: Nature, Vol. 436, S. 681–685, 7. Juni, online
  7. E.J. Rignot (1998): Fast Recession of a West Antarctic Glacier, in: Science, Vol. 281, S. 549–551, 24. Juli, online
  8. E.J. Rignot (2001): Evidence for rapid retreat and mass loss of Thwaites Glacier, West Antarctica, in: Journal of Glaciology, Vol. 47, S. 213–222, März, online
  9. A.J. Cook, A.J.Fox, D.G. Vaughan, J.G. Ferrigno (2005): Retreating Glacier Fronts on the Antarctic Peninsula over the Past Half-Century, in: Science, Vol. 308., S. 541–544, 22. April, online
  10. Dorothy Hall (2006): Receding Glacier in Iceland, Earth Observatory Newsroom: New Images, 18. Februar, online
  11. World Glacier Monitoring Service (2005): Glacier mass balance data 2004 , online
  12. Abdalati, W., W. Krabill, E. Frederick, S. Manizade, C. Martin, J. Sonntag, R. Swift, R. Thomas, J. Yungel, and R. Koerner (2004): Elevation changes of ice caps in the Canadian Arctic Archipelago, in: J. Geophys. Res., 109, 20. November, online
  13. David O. Burgess and Martin J. Sharpa (2003): Recent Changes in Areal Extent of the Devon Ice Cap, Nunavut, Canada, in: BioOne, Volume 36, S. 261–271, online
  14. Carsten Braun, D. R. Hardy, R. S. Bradley (2004): Mass balance and area changes of four High Arctic plateau ice caps, 1959–2002, in: Geografiska Annaler, V. 86, online (PDF)
  15. Glowacki, Piotr: Glaciology and environmental monitoring, Research in Hornsund, online
  16. Greenpeace (2002): Arctic environment melts before our eyes., 7. August, online
  17. David Rippin, Ian Willis, Neil Arnold, Andrew Hodson, John Moore, Jack Kohler and Helgi Bjornsson (2003): Changes in Geometry and Subglacial Drainage of Midre Lovenbreen, Svalbard, Determined from Digital Elevation Models, in: Earth Surface Processes and Landforms, Vol. 28, S. 273–298, online (PDF)
  18. Chen, J. L., C. R. Wilson und B. D. Tapley (2006): Satellite Gravity Measurements Confirm Accelerated Melting of Greenland Ice Sheet, in: Science, online veröffentlicht am 10. August 10, Science Vorlage:DOI
  19. Howat, Ian M., Ian Joughin und Ted A. Scambos (2007): Rapid Changes in Ice Discharge from Greenland Outlet Glaciers, in: Science, 16. März, Vol. 315., Nr 5818, S. 1559–1561 Vorlage:DOI