Klimaänderungen und Landwirtschaft China

Aus Klimawandel

Ernährungsfragen in China

China hat die größte Bevölkerung der Welt. Es ernährt aber ein Fünftel der Weltbevölkerung auf lediglich 8 % der globalen Anbaufläche.[1] Die ausreichende Ernährung der chinesischen Bevölkerung in den kommenden Jahrzehnten ist auch von globaler Bedeutung, da dahinter die Frage steht, ob China künftig vielleicht stärker als bisher seinen Bedarf auf den weltweiten Märkten abdecken wird. Schon in der jüngsten Vergangenheit haben sich das Bevölkerungswachstum, die Wasserknappheit, der Landverlust durch die zunehmende Verstädterung und Industrialisierung und der Klimawandel als Herausforderungen für die Nahrungsmittelproduktion gezeigt. Durch die schnelle Verstädterung geht immer mehr Ackerland verloren; zwischen 1998-2006 waren es mehr als 860 000 ha jährlich. Auf der anderen Seite steigt der Bedarf an Lebensmitteln durch die wachsende Mittelschicht. Nicht zuletzt nimmt der Fleischkonsum deutlich zu, z.B. von 8 Mio t 1978 auf 71 Mio t 2012. In 2011 wurde bereits ein Drittel der chinesischen Getreideernte als Futter in der Viehzucht und Aquakultur verwendet.[2]

Angesichts der genannten Probleme steht die chinesische Agrarpolitik vor großen Aufgaben. Möglicherweise werden sich jedoch der Klimawandel und die steigende Kohlendioxidkonzentration nach den bisherigen Berechnungen positiv auf die chinesischen Ernten auswirken.[3]

Agrarproduktion und Klimawandel

Modelluntersuchungen der Folgen des Klimawandels auf die chinesische Landwirtschaft im 21. Jahrhunderts haben ergeben, dass die Wirkungen insgesamt positiv sein werden. Der Grund liegt vor allem bei der zunehmenden Temperatur, die zu höheren Ernten pro Hektar führen wird, während die steigenden Niederschläge eher negative Folgen haben werden. Bis 2050 wird nach diesen Modellsimulationen der Wert der Erträge pro ha um 79-207 U$ zunehmen, bis in die 2080er Jahre sogar um 140-355 U$. Die höheren Temperaturen fördern das Wachstum und reduzieren das Risiko von Frostschäden. Auch die höheren Niederschläge können sich teilweise positiv auswirken. Sie erhöhen aber auch das Risiko von Schäden durch Überschwemmungen, Insektenbefall und Pflanzenkrankheiten. Allerdings gibt es deutliche regionale Unterschiede. Im Nordwesten, Norden und Nordosten Chinas wirkt sich der Klimawandel positiv auf die Erträge aus, in Süd- und Südostchina dagegen eher negativ. Auch in Tibet werden die Ernten durch die klimatischen Änderungen wahrscheinlich zurückgehen.[1]

Einzelne Anbaufrüchte

Von allen Anbaufrüchten nimmt Reis in China mit großem Abstand den wichtigsten Platz für die Ernährung der Bevölkerung ein. 2004 wurden auf 28,6 Millionen ha 181 Millionen t Reis geerntet. Modellrechnungen der Szenarien A2 und B2 für 2011-2100 zeigen, dass sich die chinesischen Reisernten, wenn man nur die Änderungen der Temperatur, des Niederschlags und der Strahlung berücksichtigt, durch den Klimawandel abnehmen würden. Die Abnahmen wären besonders stark in dem A2-Szenario und würden von 60 % im Nordwesten, Nordosten und Zentralchina bis 5 % im Südwesten reichen. Wird jedoch der CO2-Düngungseffekt berücksichtigt, zeigt das A2-Szenario eine Zunahme der Reisernten von 5 % z.B. im Süden und Südwesten Chinas bis sogar von 50 % in NW-China.[4]

Hinzu kommt eine Ausdehnung der Anbaugebiete von Reis. In China gibt es zum einen Gebiete, in denen eine doppelte Reisernte im Jahr möglich ist. Sie liegen heute hauptsächlich in Südchina. Diese Gebiete könnten sich nach dem A2-Szenario um 6,2 Millionen ha bis zum Ende des Jahrhunderts ausdehnen, insbesondere im Jangtse-Gebiet. In Südchina besteht aber auch die Gefahr einer Einschränkung der doppelten Reisernte durch zu hohe Temperaturen. Außerdem gibt es heute in Zentral- und Nordchina große Gebiete mit einer Ernte im Jahr, die nach dem A2-Szenario zu einem großen Teil durch das Zwei-Ernten-System ersetzt werden und sich zum anderen durch den Klimawandel weiter nach Norden ausdehnen könnten.

Durch klimatische Bedingungen, den CO2-Düngungseffekt und die Veränderungen der Anbaugebiete wird die Reisproduktion nach Modellrechnungen zwischen 2,7 und 19,2 % im nationalen Mittel zunehmen. Die chinesische Reisproduktion wäre nach diesen Berechnungen also ein Gewinner des Klimawandels.[4]

Einzelnachweise

  1. 1,0 1,1 Chen, Y., et al. (2013): The impacts of climate change on crops in China: A Ricardian analysis, Global and Planetary Change 104,) 61–74
  2. Larson, C. (2013): Losing Arable Land, China Faces Stark Choice: Adapt or Go Hungry, Science 339, 644-645
  3. Tao, F., M. Yokozawa, J. Liu, Z. Zhang (2009): Climate change, land use change, and China’s food security in the twenty-first century: an integrated perspective, Climatic Change 93, 3-4, 433-445
  4. 4,0 4,1 W. Xiong, D. Conway, E. Lin, I. Holman (2009): Potential impacts of climate change and climate variability on China’s rice yield and production, Climate Research 40, 23–35


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