CO2-Emissionen durch private Haushalte: Unterschied zwischen den Versionen

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3. Je geringer die Siedlungsdichte und je peripherer der Wohnort, desto höher sind das Verkehrsaufkommen und die daraus resultierenden Emissionen und desto geringer die Wirtschaftlichkeit bzw. desto höher die Leitungsverluste von Infrastrukturnetzen, darunter jene der Nah- und Fernwärme.
3. Je geringer die Siedlungsdichte und je peripherer der Wohnort, desto höher sind das Verkehrsaufkommen und die daraus resultierenden Emissionen und desto geringer die Wirtschaftlichkeit bzw. desto höher die Leitungsverluste von Infrastrukturnetzen, darunter jene der Nah- und Fernwärme.
4. Latein ist Scheiße.!


Darüber hinaus gilt es Freiraum von weiterem Flächenverbrauch durch Siedlungsausdehnung zu bewahren, da er reale und potenzielle Senken für CO<sub>2</sub> bietet und als Standort für Energiegewinnung aus regenerativen Quellen (Windkraft, Biomasse) fungiert.
Darüber hinaus gilt es Freiraum von weiterem Flächenverbrauch durch Siedlungsausdehnung zu bewahren, da er reale und potenzielle Senken für CO<sub>2</sub> bietet und als Standort für Energiegewinnung aus regenerativen Quellen (Windkraft, Biomasse) fungiert.

Version vom 1. März 2010, 10:48 Uhr

Wohnstandort und Wohnfläche als Faktoren beim Klimaschutz

Als Möglichkeiten zur Verminderung der CO2-Emissionen werden zumeist die Sektoren Energiewirtschaft und Verkehr genannt. Die Diskussion dreht sich dabei vor allem um die Stromerzeugung und Effizienzsteigerung sowie um eine Reduzierung des Kraftstoffverbrauch und damit einen geringeren CO2-Ausstoß der Kraftfahrzeuge, um technisch sinnvollen und politisch machbaren Maßnahmen den Boden zu ebnen. Allerdings haben auch private Haushalte einen nennenswerten Anteil an den Emissionen (siehe Bild).

Energiebedingte CO2-Emissionen in den volkswirtschaftlichen Sektoren in Deutschland: Werte für 1990 und 2005, UBA-Szenario für 2020.[1]

Mit 113 Mio. t CO2 oder 15 Prozent der Gesamtemissionen bilden private Haushalte den derzeit drittgrößten Posten.

Durch die Wahl des Wohnortes und den damit verursachten Verkehrsaufwand, der Wohnfläche (Heiz- und Stromverbrauch), sowie der Bauweise (allein stehendes Einfamilienhaus versus Reihenhaus oder Wohnung in Mehrfamilienhaus) haben private Haushalte einen erheblichen Einfluss auf den CO2-Ausstoß. Gemäß einer Schweizer Studie zählen die Wahl des Wohnstandortes und der Wohnfläche pro Person zu den wichtigsten Faktoren für die Auswirkungen des Einzelnen auf die Umwelt.[2]

Um den Ausstoß von Treibhausgasen abzuschätzen, der direkt und indirekt aus einer dispersen Siedlungsentwicklung und Wohnflächeninanspruchnahme rührt, ist die Flächeninanspruchnahme durch Siedlungs- und Verkehrsflächen ein geeigneter Indikator. Zwischen Klimaschutz und Flächenverbrauch bestehen folgende Zusammenhänge:

1. Je kleiner der Haushalt und je mehr Wohnfläche pro Person in Anspruch genommen werden, desto größer ist auch der Heiz- und Strombedarf.

2. Je schlechter das Verhältnis von Oberfläche zu Volumen (bspw. Einfamilienhaus im Vergleich zum Reihenhaus), desto höhere Wärmeverluste.

3. Je geringer die Siedlungsdichte und je peripherer der Wohnort, desto höher sind das Verkehrsaufkommen und die daraus resultierenden Emissionen und desto geringer die Wirtschaftlichkeit bzw. desto höher die Leitungsverluste von Infrastrukturnetzen, darunter jene der Nah- und Fernwärme.

Darüber hinaus gilt es Freiraum von weiterem Flächenverbrauch durch Siedlungsausdehnung zu bewahren, da er reale und potenzielle Senken für CO2 bietet und als Standort für Energiegewinnung aus regenerativen Quellen (Windkraft, Biomasse) fungiert.

Haushaltsgrößen und Wohnflächeninanspruchnahme

Wie neue Berechnungen des Statistischen Bundesamtes bestätigen, wurden alle bisherigen Anstrengungen, im Bereich des Wohnens Heizenergie einzusparen, durch die Zunahme der beheizten Wohnflächen mehr als überkompensiert. So stieg der Heizenergieverbrauch der privaten Haushalte zwischen den Jahren 1995 und 2004 um 2,8 Prozent, obwohl die benötigte Heizenergie pro Quadratmeter Wohnfläche um etwa 9 Prozent abnahm. Der Grund dafür ist, dass in diesem Zeitraum die beheizte Wohnfläche um 13 Prozent wuchs.

Das Wohnflächenwachstum – in Verbindung mit einer steigenden Wohnfläche je Haushalt – hat verschiedene Gründe. Ein wesentlicher Grund für die Entwicklung ist die überproportionale Zunahme der Ein- und Zwei-Personen-Haushalte.

Änderungen der Anzahl privater Haushalte.

Meist sind es Alleinlebende sowie ältere Ehepaare, deren erwachsene Kinder den Haushalt bereits verlassen haben, die nun in überdimensionierten Wohnungen oder Häusern leben. In den vergangenen zehn Jahren stieg die Zahl der Haushalte insgesamt um 5,7 Prozent, wobei die Zahl der Ein- und Zwei-Personen-Haushalte jeweils um circa zwölf Prozent zunahm. Dagegen gibt es etwa sieben Prozent weniger Haushalte mit drei und mehr Personen. Die durchschnittliche Wohnfläche pro Kopf ist in Ein-Personen-Haushalten mit 62,5 Quadratmetern (m²) deutlich höher als in Zwei-Personen-Haushalten (43,4 m²) und in Haushalten mit drei und mehr Personen (28,5 m²). In den USA benötigen Scheidungshaushalte pro Person rund 46 Prozent mehr Strom und 56 Prozent mehr Wasser als zusammenlebende Menschen.[3]

Zu ähnlichen Ergebnissen kam das Umweltbundesamt. Der Energieverbrauch pro Haushaltsmitglied ist in einem Single-Haushalt nahezu doppelt so hoch wie in einem Drei- und Mehr-Personen-Haushalt.

Ein weiterer wichtiger Grund für die Zunahme der Wohnflächen in Deutschland ist der anhaltende Trend zum Fläche zehrenden Einfamilienhaus. Nahezu vier Fünftel der Neubauten 2002 sind diesem Typus zuzuschreiben.[4]

Um die Jahrtausendwende hatten die geburtenstarken Jahrgänge das Alter erreicht, in dem viele Personen, die es sich leisten können, ein Eigenheim erwerben. Dies ist typischerweise mit einer Ausweitung der Wohnfläche pro Haushalt und pro Kopf verbunden.

Freistehende Ein- und Zweifamilienhäuser dominieren also die Wohnbautätigkeit. Handelt es sich dabei nicht um ausgesprochene Energiesparhäuser, etwa Passivhäuser, dann liegen bei dieser Bauweise die Heizkosten wesentlich höher als bei zusammenhängender Bebauung. Bei verbundener Bauweise sind die Außenflächen im Verhältnis zum Volumen wesentlich geringer und es kommt zu weniger Transmissionen und damit zu weniger Wärmeverlust. Wie der folgende Abschnitt jedoch zeigt, ist selbst ein freistehendes Passivhaus nicht von vornherein klimaschonend.

Siedlungsdichte und Wohnort

Energieflüsse bei der reinen Stromerzeugung sowie der zentralen und dezentralen Kraft-Wärme-Kopplung.

Bewohner einer Vorortgemeinde in der Peripherie eines Ballungsraumes oder darüber hinaus sind meist auf das Auto angewiesen, weil die Distanzen für den Fahrradverkehr zu groß sind und der ÖPNV (öffentlicher Personennahverkehr) hauptsächlich auf den Schülertransport ausgelegt ist. Zur Erreichung des Arbeitsplatzes werden häufig lange Wegstrecken in Kauf genommen. Doch bereits locker bebaute und dichter bebaute Siedlungstypen unterscheiden sich in den zustande kommenden Wegelängen. Längere Wege, soweit nicht zu Fuß oder mit dem Fahrrad zurückgelegt, treiben die Treibhausgasemissionen in die Höhe.

15 bis 20 Prozent des Verkehrszuwachses gehen auf den Straßenneubau zurück, der u.a. nötig wird, wenn neue Baugebiete erschlossen werden. Die Menschen, welche die zusätzlichen Straßen in Anspruch nehmen, nutzen den Zeitgewinn für zusätzliche und weitere Wege. Zahlen aus dem Stadtverkehr machen die Bedeutung der Verkehrsverlagerung und der Vermeidung motorisierten Verkehrs für den Klimaschutz deutlich: Falls es beispielsweise gelänge, 5 Prozent aller Pkw-Fahrten im Stadtverkehr auf den Öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) und 30 Prozent aller Pkw-Fahrten, die nicht länger als 5 km sind, auf das Fahrrad zu verlagern, würden sich die CO2-Emissionen um 3 bis 4 Millionen Tonnen Kohlendioxid pro Jahr vermindern. Hinreichend dichte und kompakte Siedlungsstrukturen sind dafür eine Voraussetzung.

Die Kraft-Wärme-Kopplung soll in Deutschland bis zum Jahr 2020 von 70 TWh (1 Terawattstunde = eine Million mal eine Million Wattstunden) auf 140 TWh verdoppelt werden. Auch hier gilt: Um die entsprechenden Netze wirtschaftlich betreiben zu können, werden ausreichend hohe Siedlungsdichten benötigt.[5] Eine Ausweitung allzu lockerer Bebauung stünde diesem Ziel im Wege.

Fazit

Zwischen Flächenverbrauch und Klimawandel besteht ein nennenswerter Zusammenhang. Dieser lässt sich zum Teil mit Zahlen untermauern. Um diesen Zusammenhang exakter zu beziffern bedarf es entsprechender Forschung. Neben vielen anderen Argumenten, die für eine Reduzierung des Flächenverbrauchs sprechen, ist der Klimaschutz eines.

Einzelnachweise

  1. Umweltbundesamt (Hrsg.) 2007: Klimaschutz in Deutschland: 40%-Senkung der CO2-Emissionen bis 2020 gegenüber 1990. [31.12.07]]]
  2. Bundesamt für Umwelt (Hrsg.) 2006: Umweltbewusster Konsum. Schlüssel-entscheide, Akteure und Konsummodelle, Bern (Schweiz)
  3. Schulte von Drach, Markus C. 2007: Treue für ein gutes Klima
  4. Siedentop 2002: Ist eine Umkehr fortschreitender Zersiedlung realistisch? Skript zum Vortrag auf der 2. Zukunftswerkstatt Flächenverbrauch am 1. November 2003. [01.10.2006]
  5. Umweltbundesamt (Hrsg.) 2007: Klimaschutz in Deutschland: 40%-Senkung der CO2-Emissionen bis 2020 gegenüber 1990.


Literatur

  • Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung (Hrsg.) 2003: Szenarien zur Raumentwicklung, Bonn
  • Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung (Hrsg.) 2005: Raumordnungsbericht, Bonn
  • Ritter, Ernst-Hasso (2007): Klimawandel – eine Herausforderung an die Raumplanung. In: Raumforschung und Raumordnung 65 (2007), H. 6, S. 531-538
  • Umweltbundesamt (Hrsg.) 2004: Reduzierung der Flächeninanspruchnahme durch Siedlung und Verkehr, Strategiepapier des Umweltbundesamtes, Berlin
  • Umweltbundesamt (Hrsg.) 2005: Wie private Haushalte die Umwelt nutzen – höherer Energieverbrauch trotz Effizienzsteigerungen. [ 31.12.07]

Weblinks

Lizenzhinweis

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