Gletscher in Zentralasien

Aus Klimawandel

Zentralasien[1] umfasst die Staaten Kasachstan, Kirgisistan, Tadschikistan, Turkmenistan, Usbekistan und die Provinz Xinjiang im nordwestlichen China. Gletscher befinden sich vor allem im Tian Shan, einem bis 7439 m hohen Hochgebirgszug, der sich über 2450 km von den zentralasiatischen Staaten Kasachstan, Kirgisistan, Usbekistan und Tadschikistan bis weit nach China hinein erstreckt. Aber auch der stark vergletscherte Pamir wird zu Zentralasien gezählt.

Klima und Klimaänderungen

Zentralasien liegt an der Grenze zwischen der gemäßigten und der subtropischen Klimazone und ist geprägt durch eine extreme Kontinentalität. Die westlichen und nordwestlichen Ebenen sind offen sowohl für die kalten nördlichen und nordwestlichen Winde als auch für die feuchten Luftmassen vom Atlantik. Nach Süden und Osten ist das Gebiet durch die Hochgebirgszüge von Himalaya, Pamir, Hindukusch und Tian Shan fast vollständig von feuchten Luftmassen vom Indischen Ozean abgeschirmt. In den großen Ebenen fallen sehr geringen Niederschlägen, die geringfügig nach Norden und deutlicher zu den Gebirgen hin zunehmen.

Das Klima der Tien Shan Berge ist bestimmt durch die Wechselwirkungen zwischen dem Sibirischen Hoch und den Westwinden, die aufgrund der komplexen Bergtopographie zu regional und saisonal verschiedenen Niederschlägen führen.[2] Der Tien Shan stellt eine Barriere für nördliche und westliche Luftmassen dar, die von Sibirien und der Kasachischen Steppe nach Zentralasien ziehen. Dadurch nimmt die Kontinentalität von Nordwesten nach Südosten, wo die Niederschläge und Temperaturen geringer sind, deutlich zu.[3]

Klimaänderungen im 20. Jahrhundert

In den letzten 50 bis 60 Jahren ist die Temperatur in Zentralasien um 0,18 bis 0,42 °C pro Jahrzehnt angestiegen. Das entspricht etwa dem globalen Anstieg über Land von 0,27 °C pro Jahrzehnt seit 1979. Die stärkste Erwärmung erfolgte in den Wintermonaten, was zumeist auf die Schnee-Albedo-Rückkopplung zurückgeführt wird. Möglicherweise spielt aber auch eine Abschwächung des sibirischen Hochs eine Rolle. Die meisten Studien zeigen, dass die Erwärmung stärker in den niedrigen als in den höheren Lagen war, möglicherweise auch ein Effekt der Verstädterung, da sich die meisten Messstationen in Siedlungen befinden. Über 2700 m wurde kaum eine Zunahme der Temperatur festgestellt. Geographisch war die Erwärmung relativ gering im nördlichen und relativ hoch im mittleren Teil des Tien Shan. Über den Pamir gibt es nur sehr wenige Untersuchungen, die eine sehr geringe Erwärmung oder sogar eine leichte Abkühlung zeigen.[4]

Die Entwicklung der Niederschläge zeigt insgesamt keinen klaren Trend. Am Fuße des Tien Shan wurden teilweise höhere und in höheren Lagen geringere Niederschläge festgestellt. Abnehmende Niederschläge zeigen einige Untersuchungen dagegen im inneren Tien Shan und in niedrigen Lagen im nordöstlichen Tien Shan. Jahreszeitlich wurde eine Zunahme der Niederschläge vor allem im Winter, eine Abnahme im Sommer festgestellt.[4]

Projektionen

Nach den IPCC-szenarien B1 und A1Fl wird der Winterniederschlag in Zentralasien bis 2050 wahrscheinlich um 4 % bzw. 8 % zunehmen, während im Sommer die Niederschläge um 4 % bzw. 7 % zurückgehen werden. Eine Folge werden häufigere trockene Sommer sein. Sommer- und Wintertemperaturen werden sich um 3-4 °C erhöhen.[3]

Einzelnachweise

  1. Der Begriff Zentralasien (auch Mittelasien) wird nicht immer einheitlich gebraucht. Vgl. Wikipedia: Zentralasien; die UN Statistikbehörde UNSD zählt Xinjiang nicht dazu und gibt für die übrigen Staaten für 2012 eine Bevölkerung von 64,7 Mio Einwohnern an. Z.T. werden auch die Mongolei und Teile weiterer benachbarter Staaten dazu gezählt.
  2. Narama, C., et al. (2009): Spatial variability of recent glacier area changes in the Tien Shan Mountains, Central Asia, using Corona (~1970), Landsat (~2000), and ALOS (~2007) satellite data, Global and Planetary Change, doi:10.1016/j.gloplacha.2009.08.002
  3. 3,0 3,1 Sorg, A., et al. (2012): Climate change impacts on glaciers and runoff in Tien Shan (Central Asia), Nature Climate Change 2, 725–731, doi:10.1038/nclimate1592
  4. 4,0 4,1 Unger-Shayesteh, K. et al. (2013): What do we know about past changes in the water cycle of Central Asian headwaters? A review, Global and Planetary Change 110, 4–25

Weblinks

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