Hadley-Zelle (einfach)

Aus Klimawandel
Schematische Darstellung der Hadley-Zirkulation

Mit einer „Zelle“ meint man in der Meteorologie eine in einem Kreislauf geschlossene, einen großen Bereich der Erde umspannende Luftströmung, die man in langfristig gemittelten Messungen sehen kann. Zwar gibt es ständige durch das Wetter bedingte Änderungen der Luftströmungen, aber im Mittel bleiben die Zellen in Ort und Stärke gleich. Die Hadley-Zelle ist das zentrale Element der atmosphärischen Zirkulation in den Tropen. Nahe des Äquators steigt im Mittel die Luft auf und sinkt über den Subtropen bei knapp 30 °N wieder ab. In der Höhe (um die 10-13 km hoch) strömt die Luft also in Richtung Subtropen, in Bodennähe strömt sie in Richtung Äquator. Die Ursache dieser Luftbewegung ist die unterschiedlich starke Einstrahlung auf der Erde: In den inneren Tropen kommt viel Sonnenstrahlung an, in den Subtropen weniger. Nach der Faustregel „Warme Luft steigt auf, kalte sinkt ab.“ kann man sich die Drehrichtung dieser Zirkulation also gut merken. Die Zusammenhänge sind aber komplizierter als dieser Satz glauben macht, schließlich ist es z.B. in der Sahara eher heißer als im südlich gelegenen Regenwald! Das liegt daran, dass die Luft beim Aufsteigen ihre Temperatur aus zwei Gründen ändert:

  • 1. Wenn Luft aufsteigt, wird der Druck geringer (denn der Luftdruck nimmt mit der Höhe ab), dadurch kühlt sich die Luft ab.
  • 2. Wenn sich in der Luft genügend Wasserdampf befindet, wird durch diese Abkühlung der Kondensationspunkt unterschritten und es bildet sich eine Wolke. Der Wasserdampf wird dann zu flüssigem Wasser und setzt Wärme dabei frei. Es handelt sich hierbei um die Wärme, die er bei seiner Verdunstung am Boden aufgenommen hat, man spricht von „latenter Wärme“, weil sie zwar vorhanden, aber vor der Kondensation nicht spürbar ist.

Entscheidend ist also nicht, ob die Luft anfangs wärmer ist, sondern ob sie nach dem Aufsteigen wärmer als ihre Umgebung ist. In den Tropen ist es nicht nur warm, sondern auch sehr feucht. Die vielen hohen Gewitterwolken der Tropen, in denen so viel Wasser kondensiert, stellen also eine gewaltige Energiemenge für die Atmosphäre dar. Die Luft wird dabei aufgeheizt. In den Subtropen dagegen ist es sehr trocken. Die Luft am Boden ist heiß, was dazu führt, dass die Erde viel Energie in den Weltraum abstrahlt. Es geht also ständig Energie verloren und die Luft über den Subtropen muss absinken.

Würde sich die Erde nicht drehen, sähe die Hadleyzelle folgendermaßen aus: Die Luft würde in den Tropen aufsteigen, sich in der Höhe in die hohen Breiten bewegen, in den Polargebieten, wo es am kältesten ist, wieder absinken, und dann in die Tropen zurückströmen. In Wahrheit kann sie aber nicht auf direktem Weg von Norden nach Süden und umgekehrt fließen, weil die Drehung der Erde zu einer Ablenkung führt (siehe Corioliskraft). Die Erddrehung begrenzt also die Hadleyzelle in ihrer Ausdehnung. Ohne weitere Kräfte würde der Wind aber sogar parallel zu den Temperaturunterschieden (also in Ost-West-Richtung) wehen - die Wärme könnte also gar nicht in höhere Breiten transportiert werden. Dass dies doch geschieht, liegt daran, dass am Boden die Luft durch Reibung gebremst wird und das Gleichgewicht dadurch gestört wird. So kann sie, vom Luftdruck angetrieben, in Richtung Äquator rutschen. Diese bodennahe Luftströmung ist als „Passatwind“ bekannt und war Seefahrern schon vor vielen Jahrhunderten bekannt. Wie viele meteorologischen Phänomene ist die Hadleyzelle von positiven Rückkopplungen geprägt. Das heißt, durch die Existenz der Zelle entstehen Bedingungen, die dazu beitragen, die Zelle weiter zu stärken. Zum einen sorgt das Absinken der Luft über den Subtropen dafür, dass die Luft trocken und wolkenarm ist. So kann viel langwellige Strahlung in den Weltraum abgegeben werden; die Landoberfläche der Erde ist aufgrund der Trockenheit zudem nicht stark bewachsen und hell, so dass wenig Sonnenlicht absorbiert wird. Die Passatwinde sind also anfangs warm und trocken und nehmen auf ihrem Weg in die inneren Tropen somit viel Wasser auf, das vor allem aus dem Ozean verdunstet. All die feuchte Luft strömt nahe des Äquators nun zusammen und beim Aufsteigen wird viel Kondensationswärme frei, was das Aufsteigen weiter verstärkt.

Die Bedeutung der Hadleyzelle im Klimasystem ist jedoch nicht nur die Umverteilung von Wärme, sondern auch der Transport von Impuls (Bewegung) und Drehimpuls (Drehbewegung). Die Strömung nach Osten in der Höhe wird über den Subtropen aufgrund der Bewegungsgesetze schneller, es bilden sich dort starke Winde, die als Subtropenjets bekannt sind.

Siehe auch

Hadley-Zelle
Atmosphärische Zirkulation

Unterricht

  • Ein Experiment zum Selbermachen (vor allem im Winter geeignet): Hat man einen gut beheizten Raum und eine Tür zu einem deutlich kälteren Raum (z.B. die Haustür nach draußen), kann man eine thermisch (also durch Temperaturunterschiede) angetriebene Zirkulation selbst beobachten: Öffnet man die Tür, so strömt die warme Luft oben in der Tür nach draußen und die kalte, schwerere Luft strömt am Fußboden nach drinnen. Wenn man eine Kerze auf den Boden stellt und eine oben in die Tür hält, kann man den Luftzug gut sehen (Achtung, nicht den Türrahmen ankokeln). Allerdings gibt es Unterschiede zur Hadleyzelle, denn das Haus ist erstens viel zu klein, um einen Einfluss der Corioliskraft zu erlauben, und zweitens gibt es in dem Experiment keine Umwandlungen von Wasserdampf. Der grundlegende Mechanismus aber ist der selbe.

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