Klimaänderungen im Mittelmeerraum

Aus Klimawandel

Überblick

Der europäische Mittelmeerraum liegt klimatisch im Übergangsbereich zwischen den Wüstenzonen Nordafrikas und dem gemäßigten Klima Mitteleuropas. Wesentliche Merkmale des mediterranen Klimas sind milde und feuchte Winter sowie heiße und trockene Sommer. Das Niederschlagsmaximum im Jahresverlauf liegt im Winter, weshalb man auch vom mediterranen Winterregenklima spricht. Neben den starken Unterschieden zwischen Sommer und Winter sind auch die großen Schwankungen von Jahr zu Jahr von Bedeutung. Hinzu kommen großräumige Unterschiede zwischen westlichem, mittlerem und östlichem Mittelmeerraum. Aufgrund des komplexen Reliefs mit vielen Gebirgen, Hoch- und Tiefländern, Inseln, Halbinseln und Buchten gibt es auch viele kleinräumige Besonderheiten des Klimas.[1]

Klimaänderungen im Mittelmeerraum sind von besonderer Bedeutung. Die europäischen Mittelmeerküsten sind mit großem Abstand das wichtigste Touristenziel weltweit, wobei sie hauptsächlich vom innereuropäischen Tourismus profitieren. Im Jahr 2000 reisten aus dem kühleren Nordeuropa 116 Millionen Touristen ans europäische Mittelmeer, ein Sechstel aller touristischen Reisen in der Welt. Um das Jahr 2025 wird im gesamten Mittelmeerraum mit einem Toruristenaufkommen von 655 Millionen gerechnet. Sehr sensibel gegenüber Klimaänderungen ist die Region nicht zuletzt wegen des hohen Wasserverbrauchs durch den Tourismus, noch mehr aber durch die Landwirtschaft.

Die Klimaentwicklung der letzten ca. 100 Jahre ergibt für den Mittelmeerraum kein einheitliches Bild. In der 2. Hälfte des 20. Jahrhunderts hat es im westlichen Mittelmeerraum eine Erwärmung gegeben. Seit Ende der 1970er Jahre auch in Italien die Temperaturen zu- und die Niederschläge abgenommen. Der östliche Mittelmeerraum hat dagegen in der 2. Jahrhunderthälfte eine leichte Abkühlung im Winter und eine Zunahme der Niederschläge seit 1982 zu verzeichnen. Das gegensätzliche Temperatur- und Niederschlagsverhalten wird auf eine Art Luftdruckschaukel zwischen beiden Gebieten, die „mediterrane Oszillation“, zurückgeführt. Diese steht möglicherweise im Zusammenhang mit der NAO, der sich vor allem im Winter auswirkt.

Westlicher Mittelmeerraum

Die Niederschläge fallen hier wie insgesamt im Mittelmeerraum im wesentlichen im Winter, in einzelnen Regionen gibt es Maxima aber auch im Herbst bzw. Frühjahr. Der Nordwesten, der im Winter unter dem Einfluss atlantischer Tiefdruckausläufer steht, ist mit bis zu über 500 mm Niederschlag in den Monaten Dezember-Februar die regenreichste Region der Iberischen Halbinsel. Im trockenen Inneren fallen dagegen unter 200 mm und am östlichen Rand nur noch unter 100 mm. Allgemein lässt sich ein atlantisches und ein mediterranes Niederschlagsgebiet auf der Iberischen Halbinsel unterscheiden. Der Westen und das Innere zeigen sich deutlich abhängig von den Schwankungen der NAO, während der östliche Saum der Halbinsel unter dem Einfluss regionaler Witterungsschwankungen steht.

Während der letzten Jahrzehnte des 20. Jahrhunderts gab es im Westen und im Innern deutliche Niederschlagsabnahmen im Winter, während der Osten regional leichte Zunahmen, aber insgesamt keinen deutlichen Trend zeigt. Andere Untersuchungen zeigen, dass jedoch die jährlichen Niederschläge über dem mediterranen Osten ebenfalls deutlich abgenommen haben. Danach sind hier zwischen 1951 und 2000 die Jahresniederschläge insgesamt um -12,4 % zurückgegangen, besonders ausgeprägt im Sommer und Frühling mit ca. -20 % Abnahme. Diese Niederschlagsabnahme wird als besonders kritisch eingeschätzt, da in den mediterranen Küstengebieten Spaniens inzwischen ein Drittel der spanischen Bevölkerung lebt und im Sommer noch Millionen von Touristen hinzukommen.

Im Winter gibt es ausgeprägte Beziehungen zwischen der NAO und den Niederschlagsschwankungen auf der Iberischen Halbinsel. Zwischen 1950 und 2007 ist die Zunahme des NAO-Index in den Monaten Dezember-März deutlich mit einer Abnahme der Niederschläge verbunden. Der NAO-Index hat in dieser Zeit um 0,17 pro Jahrzehnt zugenommen, während die Niederschläge um 4,3 mm pro Monat abgenommen haben. Besonders stark ist die Korrelation im Westen und in der Mitte der Iberischen Halbinsel, weniger ausgeprägt an der Ostküste. Im Mittel sind 74 % der Niederschlagsschwankungen von der NAO abhängig. Für das 21. Jahrhundert wird nach Modellprognosen eine Fortsetzung des Trends erwartet.

Eine Beziehung der Niederschlagsentwicklung der Iberischen Halbinsel zum anthropogenen Treibhauseffekt wird diskutiert. So könnte die Zunahme des NAO-Index mit einer Verstärkung des Polarwirbels über dem Nordpol zusammenhängen, die möglicherweise durch eine Abkühlung der unteren und mittleren Stratosphäre über dem Nordpol bedingt ist. Ein stärkerer Polarwirbel führt zu einer Verstärkung der Westwindzirkulation und deren Verschiebung nach Norden, wodurch auch die NAO weiter nach Norden verlagert wird. Die Iberische Halbinsel steht dann stärker unter dem Einfluss subtropischer Hochdruckzellen. Die Abkühlung der Stratosphäre wiederum ist ein allgemein beobachteter Effekt der Erwärmung der Troposphäre durch den Anstieg der Konzentration der Treibhausgase. Dieser Effekt kann über den Polen noch durch den Ozonabbau in der unteren Stratosphäre verstärkt werden.

Einzelnachweise

  1. Vgl. Hertig, E. (2008): Globaler Klimawandel: Auswirkungen auf den Mittelmeerraum, in: Fansa, M. & C. Ritzau (Hrsg.): Klimawandel – Herausforderung des 21. Jahrhunderts, Vorträge, 45-55

Siehe auch

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