Klimaänderungen und Landwirtschaft Afrika: Unterschied zwischen den Versionen

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Version vom 3. Februar 2012, 16:51 Uhr

Veränderung der Agrarproduktion bis 2080 durch den Klimawandel, unter Einbeziehung des CO2-Düngungseffekts

Landwirtschaft in Afrika

Auf keinem Kontinent ist die Ernährungssicherheit so gering und die Unterernährung so groß wie in Afrika. In den meisten Ländern südlich der Sahara hat die Nahrungsmittelproduktion in den letzten drei Jahrzehnten nicht mit dem Bevölkerungswachstum Schritt halten können. In den von Dürren geplagten 1980er Jahren war der Nahrungsmittelverbrauch in Afrika als Ganzes doppelt so hoch wie die heimische Produktion, in den 1990er Jahren um 30 % höher. Fast 200 Millionen Menschen in Afrika sind unterernährt; in Zentral-, Ost- und Südafrika sind das über 40 % der Bevölkerung. Südlich der Sahara lebt ein Viertel der durch Nahrungsmittelmangel betroffenen Menschen aller Entwicklungsländer. Viele Staaten Afrikas sind daher in hohem Maße von Nahrungsmittelhilfe von außen abhängig, die z.B. in Kenia und Tansania in den 1990er Jahren Zweidrittel der Nahrungsmittel-Importe ausgemacht haben. Nur bei einem Wachstum der Landwirtschaft um 4 % pro Jahr, das gegenwärtig nur von ganz wenigen Staaten erreicht wird, kann in Zukunft eine Grundversorgung mit Nahrungsmitteln erzielt werden. Vor diesem Hintergrund sind mögliche negative Folgen von klimatischen Änderungen auf die Landwirtschaft lebensbedrohliche Risiken.

Der landwirtschaftliche Sektor ist in Afrika von hoher Bedeutung und trägt je nach Staat zwischen 10 und 70 % zum Bruttoinlandsprodukt bei. Gegenüber klimatischen Änderungen ist die Landwirtschaft in Afrika besonders empfindlich, was nicht zuletzt am Regenfeldbau der verbreiteten kleinbäuerlichen Subsistenzlandwirtschaft liegt. Langanhaltende Dürren und Überschwemmungen, z.B. als Folge von El-Niño-Ereignissen, haben immer wieder zu großen Ernteverlusten und Hungersnöten geführt. So hat vor allem die Sahel-Dürre in den 1970er und 1980er Jahren eine verheerende Hungerkatastrophe zur Folge gehabt und zahlreiche Menschen zu Umweltflüchtlingen gemacht.

Auswirkungen des Klimawandels

Gerade wegen der starken Abhängigkeit seiner Landwirtschaft von klimatischen Bedingungen wird Afrika immer wieder als der am meisten durch den Klimawandel gefährdete Kontinent angesehen.[1] Für wichtige Regionen Afrikas sind die Klimaprojektionen allerdings noch unsicher und z.T. widersprüchlich. So prognostizieren einige Modelle für die Sahelzone eine größere Trockenheit im 21. Jahrhundert, andere mehr Niederschläge.

Allgemein ist davon auszugehen, dass es auch in Afrika im Agrarsektor neben Verlierern Gewinner geben wird, je nachdem um welche Region und um welchen Agrarbereich es sich handelt.[2] Grob gesehen lassen sich drei Agrarsektoren unterscheiden, die auf Klimaänderungen unterschiedlich reagieren:

  1. der Trockenfeldbau,
  2. der Bewässerungsanbau und
  3. die Viehzucht.[3]

Der Trockenfeldbau, den die Masse der Kleinbauern betreibt, ist vor allem in warmen und trockneren Regionen verbreitet. Er ist gegenüber Temperaturzu- und Niederschlagsabnahmen besonders gefährdet. Der Bewässerungsfeldbau ist in kühleren und feuchten, die Viehzucht in warmen und trockenen Regionen verbreitet.

Entsprechend sind die Effekte klimatischer Änderungen verschieden. Eine mäßige Temperaturerhöhung führt beim Trockenfeldbau zu Ernteeinbußen, beim Bewässerungsanbau, der in eher kühleren Gebieten angewandt wird, dagegen zu höheren Erträgen. Auch die Viehzucht leidet unter höheren Temperaturen, da damit auch die Verdunstung steigt. Im Mittel wird sich eine Erwärmung um etwa 1 °C nur wenig auf die afrikanische Landwirtschaft auswirken. Bei einer höheren Erwärmung allerdings ist nicht zuletzt aufgrund der steigenden Verdunstung mit größeren Problemen zu rechnen.

Deutlicher werden sich Niederschlagsveränderungen auswirken. Sie werden wahrscheinlich in Ostafrika zunehmen, in Südafrika eher abnehmen. Die Prognosen für die Sahelzone sind unsicher, die für den westafrikanischen Küstensaum besagen eine Zunahme. Eine Erhöhung der Niederschläge wird die Agrarproduktion begünstigen, eine Abnahme zu Einbußen führen. Allgemein wird davon ausgegangen, dass in ganz Afrika die ariden und semiariden Gebiete um 5 % oder um 60-90 Mio ha zunehmen werden. Im südlichen Afrika werden schon bei einer Erwärmung unterhalb von 2 °C Wälder von Savannen und Savannen von Wüsten umgewandelt.[4] Allerdings muss auch die wachstumsfördernde Wirkung eines höheren CO2-Gehalts in der Atmosphäre berücksichtigt werden. Wie die Abb. zeigt, wird aber auch dann die landwirtschaftliche Produktion in den meisten Ländern Afrikas bis zum Ende des 21. Jahrhunderts zurückgehen, vor allem in Südafrika und in der Sahelzone.

Südafrika

Eine Untersuchung über die Republik Südafrika kommt zu ähnlichen Ergebnissen.[5] Eine Erhöhung der Temperatur um 1 °C hat auf die bewässerte Landwirtschaft positive Effekte, nicht jedoch auf die Masse der Kleinbauern, die in der Regel Trockenfeldbau betreiben. Bei geringen Veränderungen der Niederschläge hängen die Auswirkungen von der Jahreszeit ab. Vor allem zu Beginn des (Süd-)Sommers sind schon geringe Niederschlagszunahmen günstig für die Landwirtschaft. Allerdings lassen Modellrechnungen je nach Modell und Szenario eine Temperaturerhöhung von 2,3 bis 9,6 °C und eine Niederschlagsabnahme um 2-8 % bis zum Ende des 21. Jahrhunderts erwarten. Durch diese Entwicklung könnten die Einnahmen besonders der Kleinbauern bis 2100 um bis zu 90 % sinken.

Einzelnachweise

  1. Challinor, AJ; Wheeler, TR; Garforth, C; Craufurd, P; Kassam, A (2007): Assessing the vulnerability of food crop systems in Africa to climate change, Climatic Change 83, 381-399; Parry, M., C. Rosenzweig, M. Livermore (2005): Climate change, global food supply and risk of hunger, Phil. Trans. R. Soc. B 360, 2125-2138
  2. IPCC (2007): Climate Change 2007, Working Group II: Impacts, Adaptation and Vulnerability, 9.4.4
  3. Kurukulasuriya, P. et al. (2006): Will African Agriculture Survive Climate Change?, The World Bank Economic Review 2006 20(3):367-388; doi:10.1093/wber/lhl004
  4. Wissenschaftlicher Beirat der Bundesregierung Globale Umweltveränderungen (2008): Welt im Wandel: Sicherheitsrisiko Klimawandel, 7.4.1
  5. Benhin, J.K.A. (2008): South African crop farming and climate change: An economic assessment of impacts, Global Environmental Change 18, 666-678


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