Meeresoberflächentemperatur

Aus Klimawandel

Die Meeresoberflächentemperatur (auch SST genannt nach engl. Sea Surface Temperature) ist die Wassertemperatur der oberen Ozeanschicht. Die Tiefe der Schicht ist nicht genau definiert und beträgt je nach Messmethode zwischen einigen µm bis einigen m.

Die SST kontrolliert den Austausch von Wärme, Bewegung und Gasen zwischen der Atmosphäre und dem Ozean. Sie wurde zuerst von Segelschiffen gemessen, von denen aus Wasser an Bord geholt und die Temperatur mit dem Thermometer festgestellt wurde. Bei den späteren motorgetriebenen Schiffen wurde die Temperatur des zur Kühlung benutzten Wassers gemessen, das aus unterschiedlichen Tiefen von 2-5 m aufgenommen und durch Leitungen ins Innere der Schiffe geführt wurde, wobei sich das Wasser etwas erwärmte. Ab etwa 1970 kamen Bojen hinzu, die auf den Ozeanen trieben und Wasser zwischen 0,5 und 1,5 m Tiefe maßen und die Daten an Satelliten funkten. Ähnlich wie bei Schiffsrouten konnte auch durch Bojen nur bestimmte Punkte und Strecken der weiten Meere erfasst werden. Die nächste Stufe waren seit den 1990er Jahren Satelliten, die die Infrarotstrahlung der obersten 5-10 µm messen und damit die Temperatur der „Haut“ des Ozeans, der direkten Berührungsfläche mit der Atmosphäre, erfassen. Hierdurch konnte die Temperatur über alle Ozeane flächendeckend erfasst werden.[1][2] Da die Infrarotmessungen der Satelliten vielfach durch Wolken gestört werden, sind auch deren Daten nicht immer genau und müssen angepasst werden.[3]

Abb. 1: Meeresoberflächentemperatur im Mai 2008 in °C

Die Meeresoberflächentemperatur ist vor allem durch zwei Faktoren bestimmt:

  1. die Temperatur der Atmosphäre und
  2. die Meeresströmungen.

Entsprechend sieht man einerseits eine deutliche Temperaturabnahme vom Äquator zu den höheren Breiten und zweitens charakteristische Abweichungen von diesem Muster in bestimmten Regionen, die durch kalte bzw. warme Meeresströmungen geprägt sind. Auffällig sind in dieser Hinsicht zum einen die relativ kalten Temperaturen vor der Küste von Peru. Sie sind durch den kühlen Humboldt-Strom verursacht, der aus höheren südlichen Breiten kaltes Wasser Richtung Äquator transportiert. Hinzu kommt, dass der Humboldt-Strom vor der Peruanischen Küste durch die Corioliskraft nach Westen abdriftet und damit kaltes Auftriebswasser erzeugt. Bei dem ENSO-Phänomen, d.h. dem Wechsel zwischen La Niña und El Niño, spielt dieses kalte Wasser eine wichtige Rolle. Ähnlich wirken sich der Benguela-Strom vor der Westküste Südafrikas und der Kuroshio vor der Ostküste Japans aus (allerdings ohne ENSO). Zweitens fällt auf, dass das Oberflächenwasser des Atlantiks vor der europäischen Nordwestküste bis weit nach Norden relativ warm ist. Dafür sind der Golfstrom und seine Fortsetzung, der Nordatlantik-Strom, verantwortlich, die relativ warmes Wasser aus dem Golf von Mexiko bis vor die Küsten Norwegens transportieren.

Einzelnachweise

  1. Emery, W.J. (2003): Sea Surface Temperature, in: G.R. North, J.Pyle and F. Zhang: Encyclopedia of Atmospheric Science, 2nd ed., 100-109
  2. IPCC (2013): Climate Change 2013, Working Group I: The Science of Climate Change, 2.4.2
  3. Deutscher Wetterdienst (2015): Meeresoberflächentemperatur


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