Walker-Zirkulation: Unterschied zwischen den Versionen

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[[Bild:ENSO-wetterlage.jpg|thumb|420px|Zwei Varianten der Walker-Zirkulation (im Bild: "Walker-Zelle") bei "normaler" und El-Niño-Wetterlage. Bei "normaler" Wetterlage liegt der aufsteigende Ast der Walker-Zelle über dem Westpazifik und sorgt hier für reichlich Niederschläge, bei El-Niño-Wetterlage liegt er über dem Ostpazifik.]]
Die Walkerzirkulation ist eine parallel zum Äquator verlaufende tropische Zirkulation der Atmosphäre, die aus mehreren Zellen besteht.<ref>das Folgende nach: Liberto, Tom di (2014): The Walker Circulation: ENSO’s atmospheric buddy, NOAAS Climate.gov, https://www.climate.gov/news-features/blogs/enso/walker-circulation-ensos-atmospheric-buddy</ref> Die Zellen werden aus einem aufsteigenden und absteigenden Ast zwischen der unteren und der oberen Troposphäre sowie Ost-West- bzw. West-Ost-Strömungen dazwischen gebildet. Ursache ist der durch die Passatwinde hervorgerufene Gegensatz zwischen kaltem und warmem Wasser auf den Ost- bzw. Westseiten der tropischen Ozeane, der besonders im Pazifik ausgebildet ist. Die beiderseits des Äquators als Teil der Hadley-Zirkulation ständig wehenden Nordost- und Südost-Passate treiben das Oberflächenwasser von Osten nach Westen. Auf der Ostseite des Pazifik dringt als Ersatz kaltes Auftriebswasser an die Oberfläche und bildet eine Kaltwasserzone vor der Westküste Südamerikas. Das nach Westen driftende Oberflächenwasser wird auf seinem Weg durch die tropische Atmosphäre und starke Sonneneinstrahlung ständig erwärmt und bildet auf der Westseite des Ozeans einen Warmwasserpool.  
Die Walker-Zirkulation oder auch äquatoriale Zirkulation ist eine zum Äquator parallele Luftzirkulation. Auf sie wirkt die [[Corioliskraft]] nicht, da sie sich direkt über dem Äquator befindet. Hervorgerufen wird sie durch die warmen Meeresströmungen vor den Ostküsten und den kalten vor den Westküsten der Landmassen. Im Pazifik spielt sie eine wichtige Rolle für die Wetterphänomene [[ENSO|El Niño]] bzw. [[ENSO#La_Niña|La Niña]]. Ihren Namen trägt die Walker Zirkulation nach dem englischen Meteorologen Sir Gilbert Walker (1868–1958), der in den 20er Jahren des zwanzigsten Jahrhunderts eine Korrelation zwischen hohem [[Luftdruck]] über dem Ostpazifik und niedrigem Luftdruck über dem Westpazifik (Southern Oscillation) entdeckte.
Abb. 1: Schematische Darstellung der Walker-Zirkulation während neutraler ENSO-Bedingungen im Dezember-Februar
Über dem Warmwasserpool, der vom westlichen Pazifik bis zum östlichen Indischen Ozean reicht, erwärmt sich die Luft und steigt auf. Dadurch bildet sich am Boden ein Tiefdruckgebiet, in das von Osten und Westen Luft nachströmt. Die Luft über dem Warmwasserpool besitzt durch Verdunstung einen hohen Wasserdampfgehalt. Beim Aufsteigen kühlt sie sich ab, der Wasserdampf kondensiert und es kommt zu starken Niederschlägen. In der Höhe bildet sich ein Hochdruckgebiet aus, aus dem die Luft nach Osten und Westen strömt. Da sich das Ganze in Äquatornähe abspielt, hat die Corioliskraft keinen Einfluss auf die Strömungsrichtung. In der Höhe wird die Luft auf ihrem Weg Richtung Ostpazifik kälter und schwerer und sinkt über dem östlichen Pazifik ab. Die absinkenden Luftmassen im Osten des tropischen Pazifik erwärmen sich und können zunehmend mehr Wasserdampf aufnehmen, ohne dass es zu Kondensation und Niederschlag kommt. Dem niederschlagsreichen Westen stehen daher im Osten des Pazifischen Ozeans und über den angrenzenden Landgebieten sehr trockene Verhältnisse mit einem relativ hohen Luftdruck gegenüber. Aus diesem Hochdruckgebiet strömt die Luft in Bodennähe Richtung Westen und der Kreis schließt sich. In dieser reinen Form ist die Walkerzirkulation nur über dem Pazifik ausgebildet. Über den anderen Ozeanen stellen der Einfluss der Kontinente und Monsunsysteme Störfaktoren dar.
Abb. 2: Schematische Darstellung der Walker-Zirkulation (Dezember-Februar) während El-Niño-Bedingungen über einer Karte mit wärmeren (Ocker) und kälteren (Blau-Grün) Meeresoberflächentemperaturen als üblich


== Die Zirkulation ==
Die Walkerzirkulation wird stark durch die El-Niño-Southern-Oscillation beeinflusst. Bei einem El-Niño-Ereignis erwärmt sich das Oberflächenwasser im östlichen tropischen Pazifik und das im Westen kühlt sich ab. Die Folge ist eine Umkehrung der Walker-Zirkulation. Der aufsteigende Ast positioniert sich über dem mittleren und östlichen Pazifik, was starke Niederschläge in dem sonst trockenen Gebiet zur Folge hat, während über dem westlichen Pazifik absinkende Luft vorherrscht und Trockenheit bewirkt. Auch über Ostafrika herrschen aufsteigende Luftmassen mit starken Regenfällen vor, während über dem östlichen Südamerika die Walkerzirkulation nach unten weist weniger Niederschläge als üblich fallen. Bei einem La-Niña-Ereignis, bei dem die Meeresoberflächentemperaturen im östlichen Pazifik kälter als normal sind, wird der Normalzustand der Walker-Zirkulation verstärkt. Über Indonesien und den östlichen Südamerika fallen stärkere Niederschläge als üblich, Ostafrika wird häufig von Dürren heimgesucht. Die Auswirkungen der Walker-Zirkulation zeigen sich vor allem im Nord-Winter (Dezember-Februar).


Die zonale Walker-Zirkulation, die die meridionale Luftzirkulation der [[Hadley-Zelle|Hadley-Zellen]] überlagert, entsteht im Pazifik durch die Anwesenheit der südostasiatischen und australischen Landmassen. Durch die [[Passate|Passatwinde]] wird das warme äquatoriale Meerwasser nach Westen transportiert und staut sich vor deren Ostküsten auf. In Folge dessen kann im Ostpazifik an der Küste von Südamerika kaltes Tiefenwasser aufsteigen (upwelling) bzw. vom Humboldtstrom aus der Antarktis kaltes Wasser herbeiströmen. Dies bewirkt eine Luftzirkulation: Während das sich im Westpazifik stauende warme Wasser zu einem Aufstieg der Luftmassen ([[Tiefdruckgebiet]], [[Niederschlag|Niederschläge]]) führt, sorgt das kalte Wasser im Ostpazifik für ein Absinken der Luftmassen ([[Hochdruckgebiet]], [[Dürren|Trockenheit]], daher gibt es dort an der Küste Wüsten wie die Atacama). Über dem Pazifik bildet sich deshalb eine Luftzirkulation zwischen der im Westen aufsteigenden und der im Osten absinkenden Luft – dies ist die Walker-Zirkulation. Diese Zirkulation kann nur breitenkreisparallel stattfinden, da dann die [[Corioliskraft]] keine Wirkung hat. Die Strömungen werden dort nicht nach Norden oder Süden abgelenkt. Über den benachbarten Kontinenten bilden sich ebenfalls Zirkulationen, die der Walker-Zirkulation entgegengesetzt sind, d. h. die Luft sinkt an der Westküste ab und steigt an der Ostküste auf.
== Einzelnachweise ==
<references/>


Bei Klimaphänomenen wie [[ENSO|El Niño]] oder seinem Pendant im indischen Ozean wird die Walkerzelle über dem betroffenen Ozean abgeschwächt oder kehrt sich sogar um. Aus dieser Umkehr ergeben sich große Wetteranomalien in den betroffenen Gebieten, wie [[Dürren]] (im Westpazifik) oder [[Starkniederschläge und Hochwasser|Überschwemmungen]] (im Ostpazifik).


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Version vom 20. Oktober 2015, 20:31 Uhr

Die Walkerzirkulation ist eine parallel zum Äquator verlaufende tropische Zirkulation der Atmosphäre, die aus mehreren Zellen besteht.[1] Die Zellen werden aus einem aufsteigenden und absteigenden Ast zwischen der unteren und der oberen Troposphäre sowie Ost-West- bzw. West-Ost-Strömungen dazwischen gebildet. Ursache ist der durch die Passatwinde hervorgerufene Gegensatz zwischen kaltem und warmem Wasser auf den Ost- bzw. Westseiten der tropischen Ozeane, der besonders im Pazifik ausgebildet ist. Die beiderseits des Äquators als Teil der Hadley-Zirkulation ständig wehenden Nordost- und Südost-Passate treiben das Oberflächenwasser von Osten nach Westen. Auf der Ostseite des Pazifik dringt als Ersatz kaltes Auftriebswasser an die Oberfläche und bildet eine Kaltwasserzone vor der Westküste Südamerikas. Das nach Westen driftende Oberflächenwasser wird auf seinem Weg durch die tropische Atmosphäre und starke Sonneneinstrahlung ständig erwärmt und bildet auf der Westseite des Ozeans einen Warmwasserpool.

Abb. 1: Schematische Darstellung der Walker-Zirkulation während neutraler ENSO-Bedingungen im Dezember-Februar

Über dem Warmwasserpool, der vom westlichen Pazifik bis zum östlichen Indischen Ozean reicht, erwärmt sich die Luft und steigt auf. Dadurch bildet sich am Boden ein Tiefdruckgebiet, in das von Osten und Westen Luft nachströmt. Die Luft über dem Warmwasserpool besitzt durch Verdunstung einen hohen Wasserdampfgehalt. Beim Aufsteigen kühlt sie sich ab, der Wasserdampf kondensiert und es kommt zu starken Niederschlägen. In der Höhe bildet sich ein Hochdruckgebiet aus, aus dem die Luft nach Osten und Westen strömt. Da sich das Ganze in Äquatornähe abspielt, hat die Corioliskraft keinen Einfluss auf die Strömungsrichtung. In der Höhe wird die Luft auf ihrem Weg Richtung Ostpazifik kälter und schwerer und sinkt über dem östlichen Pazifik ab. Die absinkenden Luftmassen im Osten des tropischen Pazifik erwärmen sich und können zunehmend mehr Wasserdampf aufnehmen, ohne dass es zu Kondensation und Niederschlag kommt. Dem niederschlagsreichen Westen stehen daher im Osten des Pazifischen Ozeans und über den angrenzenden Landgebieten sehr trockene Verhältnisse mit einem relativ hohen Luftdruck gegenüber. Aus diesem Hochdruckgebiet strömt die Luft in Bodennähe Richtung Westen und der Kreis schließt sich. In dieser reinen Form ist die Walkerzirkulation nur über dem Pazifik ausgebildet. Über den anderen Ozeanen stellen der Einfluss der Kontinente und Monsunsysteme Störfaktoren dar.

Abb. 2: Schematische Darstellung der Walker-Zirkulation (Dezember-Februar) während El-Niño-Bedingungen über einer Karte mit wärmeren (Ocker) und kälteren (Blau-Grün) Meeresoberflächentemperaturen als üblich

Die Walkerzirkulation wird stark durch die El-Niño-Southern-Oscillation beeinflusst. Bei einem El-Niño-Ereignis erwärmt sich das Oberflächenwasser im östlichen tropischen Pazifik und das im Westen kühlt sich ab. Die Folge ist eine Umkehrung der Walker-Zirkulation. Der aufsteigende Ast positioniert sich über dem mittleren und östlichen Pazifik, was starke Niederschläge in dem sonst trockenen Gebiet zur Folge hat, während über dem westlichen Pazifik absinkende Luft vorherrscht und Trockenheit bewirkt. Auch über Ostafrika herrschen aufsteigende Luftmassen mit starken Regenfällen vor, während über dem östlichen Südamerika die Walkerzirkulation nach unten weist weniger Niederschläge als üblich fallen. Bei einem La-Niña-Ereignis, bei dem die Meeresoberflächentemperaturen im östlichen Pazifik kälter als normal sind, wird der Normalzustand der Walker-Zirkulation verstärkt. Über Indonesien und den östlichen Südamerika fallen stärkere Niederschläge als üblich, Ostafrika wird häufig von Dürren heimgesucht. Die Auswirkungen der Walker-Zirkulation zeigen sich vor allem im Nord-Winter (Dezember-Februar).

Einzelnachweise

  1. das Folgende nach: Liberto, Tom di (2014): The Walker Circulation: ENSO’s atmospheric buddy, NOAAS Climate.gov, https://www.climate.gov/news-features/blogs/enso/walker-circulation-ensos-atmospheric-buddy


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