Wirtschaftliche Folgen für Entwicklungsländer: Unterschied zwischen den Versionen

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Obwohl die Industrienationen für den Großteil der anthropogenen Treibhausgasemissionen und die dadurch hervorgerufenen schädlichen Klimaveränderungen verantwortlich sind, werden die Entwicklungsländer die größten [[Kosten des Klimawandels|Kosten]] für den [[Klimawandel]] tragen müssen.<ref>Stern N. (2006): [http://www.dnr.de/publikationen/eur/archiv/Stern_Review_148906b_LONG_Executive_Summary_GERMAN.pdf Stern Review - Der wirtschaftliche Aspekt des Klimawandels. Ausführliche Zusammenfassung.] S.7</ref>
Obwohl die Industrienationen für den Großteil der anthropogenen Treibhausgasemissionen und die dadurch hervorgerufenen schädlichen Klimaveränderungen verantwortlich sind, werden die Entwicklungsländer die größten [[Kosten des Klimawandels|Kosten]] für den [[Klimawandel]] tragen müssen.<ref>Stern N. (2006): [https://www.umweltbundesamt.de/sites/default/files/medien/515/dokumente/stern_review_148906b_long_executive_summary_german.pdf#07 Stern Review - Der wirtschaftliche Aspekt des Klimawandels. Ausführliche Zusammenfassung.] S.7</ref>
   
   
Die globale Erwärmung stellt damit eine ernsthafte Bedrohung für die sich entwickelnde Welt und einen gravierenden Rückschlag für die weltweiten Bemühungen zur Bekämpfung der Armut dar.
Die globale Erwärmung stellt damit eine ernsthafte Bedrohung für die sich entwickelnde Welt und einen gravierenden Rückschlag für die weltweiten Bemühungen zur Bekämpfung der Armut dar.
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== Wirtschaftsschäden und ihre Folgen  ==
== Wirtschaftsschäden und ihre Folgen  ==
   
   
10% des Bruttoinlandsproduktes – mit diesem Verlust müssen die Entwicklungsländer langfristig aufgrund der globalen Klimaveränderungen rechnen.<ref>Stern N. (2006): [http://www.dnr.de/publikationen/eur/archiv/Stern_Review_148906b_LONG_Executive_Summary_GERMAN.pdf#09 Stern Review - Der wirtschaftliche Aspekt des Klimawandels. Ausführliche Zusammenfassung.] S.9</ref> Obwohl sowohl optimistischere, als auch pessimistischere Rechnungen für diese Kosten existieren, sind einige wirtschaftliche Folgen nicht von der Hand zu weisen:
10% des Bruttoinlandsproduktes – mit diesem Verlust müssen die Entwicklungsländer langfristig aufgrund der globalen Klimaveränderungen rechnen.<ref>Stern N. (2006): [https://www.umweltbundesamt.de/sites/default/files/medien/515/dokumente/stern_review_148906b_long_executive_summary_german.pdf#09 Stern Review - Der wirtschaftliche Aspekt des Klimawandels. Ausführliche Zusammenfassung.] S.9</ref> Obwohl sowohl optimistischere, als auch pessimistischere Rechnungen für diese Kosten existieren, sind einige wirtschaftliche Folgen nicht von der Hand zu weisen:


[[Bild:Produktion regionen.jpg|thumb|420px|Veränderung der landwirtschaftlichen Produktion bis zu den 2080er Jahren durch Änderungen klimatischer Faktoren (rot) sowie klimatischer Faktoren und des CO<sub>2</sub>-Gehalts der Atmosphäre (grün)]]
[[Bild:Produktion regionen.jpg|thumb|420px|Veränderung der landwirtschaftlichen Produktion bis zu den 2080er Jahren durch Änderungen klimatischer Faktoren (rot) sowie klimatischer Faktoren und des CO<sub>2</sub>-Gehalts der Atmosphäre (grün)]]
Die [[Globale Produktion|Nahrungsmittelproduktion]] wird bereits bei einem Temperaturanstieg von 2-4°C weltweit sinken. Regionale Ernährungskrisen, insbesondere in Ländern mit geringer Kaufkraft, sind die Folge. Die ökonomische Leistungsfähigkeit der ärmsten Staaten, die zum großen Teil von den natürlichen Ressourcen und dem Ackerbau abhängen, nimmt dadurch weiter ab und reduziert so in zunehmendem Maße die staatlichen Handlungskapazitäten. Der Rückgang des landwirtschaftlichen Einkommens wird die Armut in den betreffenden Regionen drastisch verschärfen. In [[Klimaänderungen und Landwirtschaft China|China]] droht bereits bei einem globalen Temperaturanstieg von  2 °C ein Rückgang des Reisertrags im Regenfeldbau um 5–12 %.<ref>IPCC 2007: [http://www.ipcc.ch/publications_and_data/ar4/wg2/en/contents.html Agriculture and food security Working Group II, Climatic Change Impacts, Adaption and Vulnerability.] Chapter 10.5.1</ref>
Die [[Globale Produktion|Nahrungsmittelproduktion]] wird bereits bei einem Temperaturanstieg von 2-4°C weltweit sinken. Regionale Ernährungskrisen, insbesondere in Ländern mit geringer Kaufkraft, sind die Folge. Die ökonomische Leistungsfähigkeit der ärmsten Staaten, die zum großen Teil von den natürlichen Ressourcen und dem Ackerbau abhängen, nimmt dadurch weiter ab und reduziert so in zunehmendem Maße die staatlichen Handlungskapazitäten. Der Rückgang des landwirtschaftlichen Einkommens wird die Armut in den betreffenden Regionen drastisch verschärfen. In [[Klimaänderungen und Landwirtschaft China|China]] droht bereits bei einem globalen Temperaturanstieg von  2 °C ein Rückgang des Reisertrags im Regenfeldbau um 5–12 %.<ref>IPCC 2007: [https://www.ipcc.ch/report/ar4/wg2/ Agriculture and food security Working Group II, Climatic Change Impacts, Adaption and Vulnerability.] Chapter 10.5.1</ref>


Bis 2020 sollen allein in Afrika 75 bis 250 Millionen Menschen steigendem [[Wasserprobleme und Klimawandel in Afrika|Wassermangel]] ausgesetzt sein, während die [[Gletscher im Klimawandel|Gletscherschmelze]] in [[Wasserprobleme und Klimawandel in den tropischen Anden|Südamerika]] und [[Wasserprobleme und Klimawandel in Asien|Asien]] eine der wichtigsten regionalen Trinkwasserquellen bedroht. Dabei stellt Wasser auch ein wichtiges Wirtschaftsgut dar. Viele Industrien benötigen für die Kühlung ihrer Anlagen den kostbaren Rohstoff. Wasserkraftanlagen liefern heute einen Großteil der Energie Südamerikas. Mit zunehmender [[Wasserprobleme (regional)|Wasserknappheit]] könnten zudem internationale Konflikte genährt werden<ref>Wissenschaftlicher Beirat der Bundesregierung Globale Umweltveränderungen (WBGU): [https://www.wbgu.de/de/publikationen/publikation/kassensturz-fuer-den-weltklimavertrag-der-budgetansatz Kassensturz für den Weltklimavertrag – Der Budgetansatz],  S. 53</ref>, die stets einen negativen Einfluss auf die Weltwirtschaft haben.
Bis 2020 sollen allein in Afrika 75 bis 250 Millionen Menschen steigendem [[Wasserprobleme und Klimawandel in Afrika|Wassermangel]] ausgesetzt sein, während die [[Gletscher im Klimawandel|Gletscherschmelze]] in [[Wasserprobleme und Klimawandel in den tropischen Anden|Südamerika]] und [[Wasserprobleme und Klimawandel in Asien|Asien]] eine der wichtigsten regionalen Trinkwasserquellen bedroht. Dabei stellt Wasser auch ein wichtiges Wirtschaftsgut dar. Viele Industrien benötigen für die Kühlung ihrer Anlagen den kostbaren Rohstoff. Wasserkraftanlagen liefern heute einen Großteil der Energie Südamerikas. Mit zunehmender [[Wasserprobleme (regional)|Wasserknappheit]] könnten zudem internationale Konflikte genährt werden<ref>Wissenschaftlicher Beirat der Bundesregierung Globale Umweltveränderungen (WBGU): [https://www.wbgu.de/de/publikationen/publikation/kassensturz-fuer-den-weltklimavertrag-der-budgetansatz Kassensturz für den Weltklimavertrag – Der Budgetansatz],  S. 53</ref>, die stets einen negativen Einfluss auf die Weltwirtschaft haben.

Version vom 20. März 2021, 23:56 Uhr

Obwohl die Industrienationen für den Großteil der anthropogenen Treibhausgasemissionen und die dadurch hervorgerufenen schädlichen Klimaveränderungen verantwortlich sind, werden die Entwicklungsländer die größten Kosten für den Klimawandel tragen müssen.[1]

Die globale Erwärmung stellt damit eine ernsthafte Bedrohung für die sich entwickelnde Welt und einen gravierenden Rückschlag für die weltweiten Bemühungen zur Bekämpfung der Armut dar.

Gründe der Vulnerabilität

Das erhöhte Risiko für Klimaschäden in Ländern des Südens kann durch folgende drei Gründe erläutert werden:[2]

  1. Entwicklungsländer sind in Anbetracht des Klimawandels gegenüber den Industrienationen geografisch benachteiligt: aufgrund ihrer globalen Verteilung in eher trockenen Klimazonen sind sie stärker als die meisten industrialisierten Regionen durch Trockenheit bedroht. Infolgedessen bringt eine weitere Erwärmung für sie weniger Vorteile, wie die Verkürzung der Frostperioden, sondern verstärkt eher natürliche Klimanachteile, wie die Dauer von Trockenperioden.
  2. Die Länder des Südens sind aufgrund ihrer historischen Entwicklung in stärkerem Maße von dem klimaempfindlichsten aller Wirtschaftssektoren abhängig – der Landwirtschaft. Ein Großteil der Bevölkerung lebt dort heute noch ausschließlich vom Ackerbau und kann klimabedingte Ernteverluste nicht kompensieren.
  3. Das geringe Einkommen der Entwicklungsländer macht eine dringend nötige Anpassung an die Folgen des Klimawandels besonders schwierig. Es fehlt oftmals schlicht das Geld für den Küstenschutz oder die effiziente Wassererschließung.

Zusammenfassend bedeutet dies für Entwicklungsländer, dass die negativen Folgen des Klimawandels für diese Staaten überproportional stark ausfallen, während ihr Anpassungspotential hinter dem der Industriestaaten zurückbleibt.

Wirtschaftsschäden und ihre Folgen

10% des Bruttoinlandsproduktes – mit diesem Verlust müssen die Entwicklungsländer langfristig aufgrund der globalen Klimaveränderungen rechnen.[3] Obwohl sowohl optimistischere, als auch pessimistischere Rechnungen für diese Kosten existieren, sind einige wirtschaftliche Folgen nicht von der Hand zu weisen:

Veränderung der landwirtschaftlichen Produktion bis zu den 2080er Jahren durch Änderungen klimatischer Faktoren (rot) sowie klimatischer Faktoren und des CO2-Gehalts der Atmosphäre (grün)

Die Nahrungsmittelproduktion wird bereits bei einem Temperaturanstieg von 2-4°C weltweit sinken. Regionale Ernährungskrisen, insbesondere in Ländern mit geringer Kaufkraft, sind die Folge. Die ökonomische Leistungsfähigkeit der ärmsten Staaten, die zum großen Teil von den natürlichen Ressourcen und dem Ackerbau abhängen, nimmt dadurch weiter ab und reduziert so in zunehmendem Maße die staatlichen Handlungskapazitäten. Der Rückgang des landwirtschaftlichen Einkommens wird die Armut in den betreffenden Regionen drastisch verschärfen. In China droht bereits bei einem globalen Temperaturanstieg von 2 °C ein Rückgang des Reisertrags im Regenfeldbau um 5–12 %.[4]

Bis 2020 sollen allein in Afrika 75 bis 250 Millionen Menschen steigendem Wassermangel ausgesetzt sein, während die Gletscherschmelze in Südamerika und Asien eine der wichtigsten regionalen Trinkwasserquellen bedroht. Dabei stellt Wasser auch ein wichtiges Wirtschaftsgut dar. Viele Industrien benötigen für die Kühlung ihrer Anlagen den kostbaren Rohstoff. Wasserkraftanlagen liefern heute einen Großteil der Energie Südamerikas. Mit zunehmender Wasserknappheit könnten zudem internationale Konflikte genährt werden[5], die stets einen negativen Einfluss auf die Weltwirtschaft haben.

Grundsätzlich ist zu sagen, dass für Entwicklungsländer die Kosten für die Anpassung an die Folgen des Klimawandels aufgrund der großen Vulnerabilität von übergeordneter Bedeutung sind. Das Sekretariat der Klimarahmenkonvention schätzt die jährlichen Anpassungskosten für die Entwicklungsländer im Jahr 2030 auf etwa 28 – 67 Milliarden US-Dollar. Der Stern-Report veranschlagt zudem bereits heute jährliche Anpassungskosten in Höhe von 4-37 Milliarden US-Dollar.[6]

Einzelnachweise

Siehe auch

Weblinks

  • Wissenschaftlicher Beirat der Bundesregierung Globale Umweltveränderungen (WBGU)
  • Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung (PIK); PM vom 23.11.2014: „Der neuen Normalität ins Auge sehen“: Weltbank veröffentlicht PIK-Klimareport
  • The World Bank Group: „Turn down the heat“ Klimabericht von PIK und Climate Analytics (CA) für die Weltbank
  • Bundeszentrale für politische Bildung (APUZ 24/2007): Klimawandel und globale Gerechtigkeit
    Der Artikel zeigt zunächst, dass sowohl die Ursachen des Klimawandels als auch seine Folgewirkungen ungleich über den Globus verteilt sind. Die globale Erwärmung untergräbt die Menschenrechte, und die gegenwärtige Klimapolitik beschneidet die Entwicklungschancen der ärmeren Länder.
  • Klimawandel und Armut (PDF; 24 Seiten)
    Ein Dossier des Projekts „Klimawandel und Gerechtigkeit. Klimapolitik als Baustein einer gerechten Globalisierung und nachhaltigen Armutsbekämpfung”
    In dem Projekt „Klimawandel und Gerechtigkeit “ analysieren das Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung, das Institut für Gesellschaftspolitik an der Hochschule für Philosophie in München, die Münchener Rück Stiftung und MISEREOR Wechselwirkungen zwischen der Vermeidung eines gefährlichen Klimawandels und der Bekämpfung weltweiter Armut. Wie innerhalb eines globalen Deals für Klima- und Entwicklungspolitik eine gerechte Lastenaufteilung beim Klimaschutz organisiert und die schädlichen Folgen des Klimawandels für die Armen abgemildert werden können, ist die politische Kernfrage des Projekts.

Lizenzhinweis

Dieser Artikel ist ein Originalartikel des Klima-Wiki und steht unter der Creative Commons Lizenz Namensnennung-Weitergabe unter gleichen Bedingungen 3.0 Deutschland. Informationen zum Lizenzstatus eingebundener Mediendateien (etwa Bilder oder Videos) können in den meisten Fällen durch Anklicken dieser Mediendateien abgerufen werden und sind andernfalls über Dieter Kasang zu erfragen.