Klimaprojektionen Deutschland: Unterschied zwischen den Versionen
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Version vom 6. April 2023, 17:05 Uhr

Deutschland
Klimamodelle
Berechnungen über das künftige Klima in Deutschland werden mit regionalen Klimamodellen durchgeführt, da globale Modelle eine zu grobe Auflösung besitzen (bis 200x200 km). Regionale Modelle besitzen dagegen eine Auflösung von z.B. 18x18 km wie das CLM-Modell für Europa[1] oder von 10x10 km wie das Modell REMO für Deutschland.[2] Regionalmodelle werden in globale Modelle integriert, d.h. die Ergebnisse von globalen Modellen, z.B. des in Hamburg am Max-Planck-Institut für Meteorologie entwickelten Modells ECHAM5/MPI-OM, werden als Ausgangs- und Randbedingungen genutzt. Ein weiteres Regionalmodell ist das vom der CEC Potsdam GmbH entwickelte Modell WETTREG[3], das seine Berechnungen auf der Basis von Wetterstationen durchführt.[4] Wie bei den globalen Modellen werden die Rechnungen auch bei den Regionalmodellen entsprechend den IPCC-Szenarien B1, A1B, A2 usw. durchgeführt.
Temperatur

Je nach Szenario nimmt die Temperatur in Deutschland bis zum Ende des Jahrhunderts nach den Ergebnissen von REMO um 2,5 bis 3,5 °C, nach den Rechnungen des CLM-Modells sogar bis 4,5 °C zu.[5] Der stärkste Anstieg wird in den Wintermonaten erwartet (REMO). Das kann auf der einen Seite mit der Schnee-Albedo-Rückkopplung erklärt werden. Höhere Temperaturen verringern die Schneedecke, da zum einen Niederschläge mehr als Regen denn als Schnee fallen und zum anderen Schneedecken schneller abschmelzen. Schneefreier dunkler Erdboden absorbiert mehr Sonnenstrahlen als eine stark reflektierende Schneefläche, was zu einer Erwärmung der unteren Luftschichten führt, die wiederum den Schnee noch schneller tauen lässt usw. Zum anderen spielt eine Rolle, dass in einem wärmeren globalen Klima die Winter in Mitteleuropa weniger von osteuropäischen Kältehochs bestimmt werden als von warmen, vom Atlantik einströmenden Westwinden. Nach CLM-Berechnungen sind die Erwärmungen im Spätsommer und Herbst etwas stärker als im Winter. Die geringste Erwärmung ergibt sich bei beiden Regionalmodellen im Frühjahr, was mit dem Eindringen relativ kalter Luftmassen aus dem Norden nach Deutschland erklärt wird.
Niederschläge
Bei den Niederschlägen ergibt sich im Jahresmittel kein deutlicher Trend.[5] Bei den Jahreszeiten zeigen jedoch besonders die Sommer- und Wintermonate deutliche Veränderungen. Die Sommer werden in Zukunft deutlich trockener, die Winter feuchter. Im Sommer können die Niederschlagsmengen bis zu 20 % ab- und im Winter bis zu 20 % zunehmen (REMO). Dabei werden für das A1B-Szenario in Bayern und Baden-Württemberg mit 20-30 % die stärksten Abnahmen bei den Sommerniederschlägen erwartet. Nach den CLM-Simulationen nehmen die Sommerniederschläge nach dem A1B-Szenario in Deutschland insgesamt um 12-28 % ab. In Brandenburg sind im Juli/August sogar Abnahmen bis 30 % möglich. Nach Berechnungen mit REMO geht dabei im Alpenraum in den Wintermonaten der Anteil von Schneefall an den Gesamtniederschlägen von heute 30 % auf 15-20 % zurück.
Kenntage (Frosttage, Sommertage, heiße Tage)

Signifikante Veränderungen werden hinsichtlich der sogenannten Kenntage prognostiziert. Darunter versteht man Tage, an denen bei bestimmten Parametern markante Werte unter- oder überschritten werden.
- Siehe: Kenntage (Tabelle)
Bis zum Ende des Jahrhunderts wird sich nach REMO-Berechnungen die Zahl der Sommertage nach dem A1B-Szenario in Deutschland mehr als verdoppeln und etwa 50 Tage betragen. Die Zahl der heißen Tage wird sich auf ca. 18 Tage erhöhen und damit vervierfachen. Auf der anderen Seite nimmt die Zahl der Frosttage von heute 45 auf nur noch 12 gegen Ende des Jahrhunderts ab. Das Modell WETTREG hat ähnliche Werte für einzelne Stationen berechnet. Die Anzahl der Frosttage wird sich danach nach dem Szenario A2 in Norddeutschland mehr als halbiert haben, die Sommertage werden sich verdoppeln und die heißen Tage verdrei- bis vervierfachen. In Süddeutschland sind die Differenzen nicht ganz so groß.
Extremereignisse
Deutliche Änderungen ergeben sich auch bei den Extremereignissen. Nach Berechnungen des Regionalmodells WETTREG wird der in Berlin-Dahlem bisher gemessene Tageshöchstwert der Temperatur von 37,7 °C gegen Ende des 21. Jahrhunderts alle 2-4 Jahre überschritten.[4]
Einzelnachweise
- ↑ Homepage der CLM-Community (englisch)
- ↑ Informationen über das REMO-Modell des Klimanavigator
- ↑ WETTREG Homepage
- ↑ Hochspringen nach: 4,0 4,1 Arne Spekat, Wolfgang Enke und Frank Kreienkamp (2007): Neuentwicklung von regional hoch aufgelösten Wetterlagen für Deutschland und Bereitstellung regionaler Klimaszenarios auf der Basis von globalen Klimasimulationen mit dem Regionalisierungsmodell WETTREG auf der Basis von globalen Klimasimulationen mit ECHAM5/MPI-OM T63L31 2010 bis 2100 für die SRES-Szenarios B1, A1B und A2
- ↑ Hochspringen nach: 5,0 5,1 Jacob, D., u.a. (2008): Klimaauswirkungen und Anpassung in Deutschland – Phase 1: Erstellung regionaler Klimaszenarien für Deutschland; CLM-Forum 2008: Neue detaillierte Klimasimulationen für Europa erweitern die Grundlage für Handlungsstrategien (Hintergrundinformationen)
Weblinks
- Einführung in Klimaprojektionen Umweltbundesamt
- Klimaänderungen in Norddeutschland: Norddeutscher Klimaatlas
- O. Walkenhorst & M. Stock: Regionale Klimaszenarien für Deutschland. Eine Leseanleitung - über regionale Szenarien und Modelle
- Rechid, D., J. Petersen, D. Jacob (2014): Klimaprojektionen für die Metropolregion Hamburg (Buchkapitel)
- Rechid, D., J. Petersen, R. Schoetter, D. Jacob (2014): Klimaprojektionen für die Metropolregion Hamburg (Gesamtbericht)
Unterricht
- Daten zum Klimawandel in Europa - für Schulen aufbereitete hochaufgelöste (10x10 km) Modelldaten mit Anleitung zur Visualisierung. Deutschland kann nach der angegebenen Anleitung ausgeschnitten werden.
Klimadaten zum Thema
Klimadaten zum Thema selbst auswerten? Hier können Sie aus
Regionaldaten zu Europa
und
Norddeutschland
Karten zur künftigen Klimaentwicklung Deutschlands erzeugen. Deutschland kann mit dem Programm Panoply aus den Europadaten ausgeschnitten werden:
Hier finden Sie eine Anleitung zur Visualisierung der Daten.
Schülerarbeiten zum Thema
Schülerarbeiten zum Thema des Artikels aus dem Schulprojekt Klimawandel:
- Extremereignisse und ihre Folgen im Zuge des Klimawandels am Fallbeispiel des Elbhochwassers 2002 (Gymnasium Athenaeum Stade, Stade),
- Alle Jahre eine Jahrhundertflut? Muss man in Zukunft mit vermehrten Hochwasserereignissen an der Elbe rechnen? Und in welcher Weise nimmt der Klimawandel Einfluss darauf? (Stadtteilschule Walddörfer, Hamburg)
- Ist aufgrund des Klimawandels Malaria ein mögliches Zukunftsproblem in Deutschland? Wird sich die tropische Krankheit zukünftig in Deutschland ausbreiten? (Gymnasium Osterbek, Hamburg)
Lizenzhinweis
Dieser Artikel ist ein Originalartikel des Klima-Wiki und steht unter der Creative Commons Lizenz Namensnennung-Weitergabe unter gleichen Bedingungen 3.0 Deutschland. Informationen zum Lizenzstatus eingebundener Mediendateien (etwa Bilder oder Videos) können in den meisten Fällen durch Anklicken dieser Mediendateien abgerufen werden und sind andernfalls über Dieter Kasang zu erfragen. | ![]() |