Wasserprobleme und Klimawandel in China

Aus Klimawandel
Mittlerer Jahresniederschlag in China

Einleitung

Der Wasserverbrauch pro Kopf in China liegt mit 2185 m3 im Jahr bei weniger als einem Drittel des globalen Mittels. Die Wasserressourcen sind dabei räumlich sehr ungleich verteilt. Der Süden und Osten liegt unter dem Einfluss des Monsuns und ist daher reich an Wasser. Der Norden und Westen ist dagegen sehr trocken. Während im Südosten über 3000 mm Niederschlag im Jahr fallen, sind es im Nordwesten unter 50 mm. Dabei umfasst der nördliche Teil des Landes 63,5 % der Landesfläche, 60 % der Landnutzungsfläche und 46 % der Bevölkerung. Auf ihn fallen aber nur 19 % der Wasservorräte. In den letzten 50 Jahren haben sich die Gegensätze eher noch verschärft, indem der Süden noch feuchter und der Norden trockener wurde.[1]

Niederschläge (oben) im Einzugsgebiet und Abflussmengen (unten) am Jangtse

Klimaänderungen

In den letzten fünf Jahrzehnten hat China eine starke Erwärmung erfahren. Im Mittel ist die Temperatur seit 1960 um 1,2 °C angestiegen, was deutlich über dem globalen Durchschnitt liegt. Diese Erwärmung hat dabei vor allem im Winter stattgefunden, in dem die Temperaturen mit 0,4 °C pro Jahrzehnt viermal so stark gestiegen sind wie im Sommer.[2]

Die Niederschläge zeigen seit 1960, aber auch über die letzten 100 Jahre im nationalen Mittel keine langfristigen Änderungen. Regional gibt es jedoch einige ausgeprägte Trends. Die trockeneren Regionen im nördlichen und nordöstlichen China erhielten im Sommer und Herbst zunehmend weniger Niederschläge und zeigen seit 1960 eine Abnahme um 12 % bzw. um 20-40 mm pro Jahrzehnt. In Nordwest- und Südchina fiel dagegen zunehmend mehr Niederschlag, mit einer stärkeren Zunahme im Winter im Vergleich zum Sommer. Im Nordwesten sind unter dem Einfluss westlicher Strömungen mit 16 % pro Jahrzehnt die Winterniederschläge besonders stark angestiegen. In Süd- und Südwest-China hat es dagegen besonders im Sommer, während der Monsunzeit, eine deutliche Zunahme der Niederschläge um 20-60 mm pro Jahrzehnt gegeben. Von den großen Flussbecken erhielt das im trockeneren Norden gelegene Becken des Gelben Flusses (Hwangho) in den letzten 100 Jahren 50-120 mm weniger Jahresniederschlag, während das Yangtse-Becken vor allem im Sommer deutlich feuchter wurde. [2][3][1]

Niederschläge (oben) im Einzugsgebiet und Abflussmengen (unten) am Hwangho

Änderung der Abflussmengen

Die Folgen für die Wasserressourcen zeigt die Entwicklung der Abflussmengen des Jangtse im südlichen China und des Gelben Flusses (Hwangho) im nördlichen Landesteil. Am Jangtse erhöhte sich der Abfluss von den 1960ern bis in die 1990er Jahre um 9,6 %, während er am Gelben Fluss um 30 % zurückging. Zwar spielte am Gelben Fluss auch die zunehmende Wasserentnahme eine Rolle, fast die Hälfte der Abnahme geht jedoch auf die abnehmenden Niederschläge zurück, die im Einzugsgebiet des Hwangho in den 1990er Jahren um 23 % unter denen der 1960er und 1970er Jahre lagen.[1]

Die bisherige Entwicklung wird sich wahrscheinlich auch in der Zukunft fortsetzen. Bis 2050 wird im Vergleich zum Jahr 2000 ein Temperaturanstieg von 2,3 bis 3,3 °C erwartet. Dabei wird sich der Norden mit ca. 2 °C schon bis 2030 stärker erwärmen als der Südwesten. Die Niederschläge werden in China insgesamt zunehmen, hauptsächlich jedoch in den südöstlichen Küstenregionen, die unter dem Einfluss des Monsuns stehen. Die Trockengebiete werden sich dagegen weiter ausdehnen. Das von Gletschern bedeckte Gebiet wird nach Berechnungen bis 2050 um 27 % abnehmen. Das wird zu einer Zunahme des Schmelzwassers von Gletschern bis 2050 führen und zu einer Abnahme danach. In den nächsten 100 Jahren werden daher in den meisten nördlichen Regionen die Wasserressourcen um bis zu 40 % abnehmen.[1]

Gletscherrückgang

Für mehrere große Flüsse Chinas sind Gletscher im Himalaya und den angrenzenden Gebirgszügen wichtige Wasserlieferanten. Wegen der Bedeutung für die Wasserversorgung großer Landstriche werden diese eisbedeckten Gebirge auch das „Wasserschloss Asiens“ genannt. Eine Übersicht, die bestehende Untersuchungen auswertet, zeigt eine allgemeine Tendenz zum Rückzug der Gletscherzungen und zur Verringerung der Gletscherfläche.[4] In China verloren hiernach die Gletscher seit der Kleinen Eiszeit 20 % ihrer Fläche, wobei der Gletscherrückzug besonders in den letzten Jahrzehnten sich beschleunigt hat. Seit 1990 sind 95 % der chinesischen Hochgebirgsgletscher auf dem Rückzug und nur 5 % auf dem Vormarsch. Aus Satellitendaten über ca. 7000 Gletschern auf dem tibetischen Plateau wurde eine Verringerung der Gletscherfläche von 13 300 km2 auf 12 100 km2 abgeleitet.[5]

Der Gletscherrückgang führt in den nächsten wenigen Jahrzehnten zunächst zu einer Erhöhung in den Abflussmengen der Flüsse. Sind die Gletscher aber erst einmal ganz oder weitgehend abgeschmolzen, werden die von ihnen abhängigen Flüsse deutlich geringere Abflussmengen aufweisen.

Wasserprobleme

Die Verringerung der Absflussmengen vor allem im Norden Chinas durch den Klimawandel erhöht die Wasserproblematik in dieser Region. Hinzu kommt, dass die höheren Temperaturen den Bedarf an künstlicher Bewässerung in der Landwirtschaft verstärkt, weil die Verdunstungsrate steigt. Auch die Abnahme der Niederschläge bewirkt, dass mehr Wasser den Flüssen entnommen werden muss. So wird erwartet, dass eine Reduzierung der Niederschläge um 20 % den Bedarf an Wassermenge für die Bewässerung um 66-84 % erhöht.[1]

Einzelnachweise

  1. 1,0 1,1 1,2 1,3 1,4 S. Wang, and Z. Zhang (2011): Effects of climate change on water resources in China, Climate Research 47, 77-82
  2. 2,0 2,1 Piao, S., (2010): The impacts of climate change on water resources and agriculture in China, Nature 462, 43-51
  3. Ding, Y. H. et al. (2007): Detection, causes and projection of climate change over China: an overview of recent progress, Advances in Atmospheric Sciences 24, 954–971
  4. UNEP (2009): Recent Trends in Melting Glaciers, Tropospheric Temperatures over the Himalayas and Summer Monsoon Rainfall over India
  5. Yao, T., et al. (2012): Different glacier status with atmospheric circulations in Tibetan Plateau and surroundings, Nature climate change, DOI: 10.1038/NCLIMATE1580


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